#momlife – Schreien bis die Polizei kommt
Es ist Freitag Abend. Der Herr legt auf. Madame und Monsieur schlafen. Es ist also ruhig bei uns zu Hause. Heißt soviel wie endlich gibt es einmal etwas Zeit für mich. Herrlich.
Doch diese Ruhe währt nicht lange. Just in dem Moment, in dem ich es mir auf der Couch gemütlich machen wollte, vernehme ich ein leises Quengeln aus Monsieurs Zimmer. Ich schaue auf die Uhr. Es ist halb elf – die Zeit zu der sich der kleine Mann meistens noch einmal meldet, um etwas zu trinken. Nichts ungewöhnliches also.
Trotzdem gilt es keine Zeit zu verlieren. Ignoriert man die Rufe nämlich zu lange, kann Monsieur nämlich ganz schön laut werden. Und das in einer Tonlage, die sogar Gläser zum Bersten bringen kann. Und das möchte ich ehrlich gesagt vermeiden. Zum Wohle meiner Ohren. Zum Wohle der Ohren von Madame. Und zum Wohle der Ohren unserer Nachbarn. Also sprinte ich los.
Bei Monsieur angekommen probiere ich es erst einmal mit Schnuller-Stecken. Der Lösung Nummer eins. Denn im größten Teil der Fälle hilft das nämlich, um weiter einen entspannten Abend genießen zu können. So auch heute. Scheinbar habe ich Glück. Monsieur gibt sich damit zufrieden und schläft wieder ein.
Doch gerade als ich es mir zum zweiten Mal auf dem Sofa gemütlich machen möchte, startet der Spaß von vorne. Nur diesmal lauter. Na dann muss ich eben härtere Geschütze auffahren, denke ich mir und mache mich bewaffnet mit einem Wasserglas erneut auf den Weg zu ihm. Vielleicht hat er ja Durst. Vorsichtig setze ich den kleinen Monsieur auf und halte ihm das Glas zum Trinken hin. Tatsächlich – er nimmt einen Schluck. Aber nur, um ihn danach gleich wieder auszuspucken.
Also muss ich den kleinen Herrn doch aus seinem Bett holen und stillen. Das Wundermittel schlechthin. Das funktioniert so gut wie immer. Heißt aber gleichzeitig auch, dass ich mich von meinem ruhigen Abend für mich verabschieden muss. Denn das Stillen funktioniert sogar so gut, dass ich meistens gleich mit einschlafe. Doch leider geht auch dieser Plan nicht auf. Wieder einmal.
Der kleine Monsieur hat nämlich gar keine Lust, etwas zu trinken. Ganz im Gegenteil – Er denkt nicht einmal daran überhaupt zu probieren. Woran er aber schon denkt ist zu schreien. Immer lauter und lauter. Der kleine Monsieur ist richtig in Rage. Es passt ihm genau nichts. Mich mit ihm ins Bett legen – hilft nicht. Seinen Bauch massieren – hilft nicht. Selbst mit ihm auf dem Arm durch die Wohnung zu tanzen kann ihn nicht besänftigen.
Ich weiß nicht mehr weiter. Er scheinbar auch nicht. Schön langsam gehen mir nämlich meine Ideen aus. Ich bin kurz vorm Verzweifeln und hoffe, dass wenigstens Madame von dem nächtlichen Konzert nichts mitbekommt. Denn zwei schreiende Kinder an einem Abend, das wäre der Super-Gau. Also probiere ich alles aus, was mir so in den Sinn kommt. Versuche ihn in die Badewanne zu setzten. Biete ihm etwas zu essen an. Fahre sogar Runden mit dem Kinderwagen durch die Wohnung. Doch leider vermag ihn nichts davon zu beeindrucken. Er schreit. Und schreit. Und schreit. Wenn er doch bloß schon reden könnte!
Auf einmal klopft es an der Tür. Wer könnte das sein? Vielleicht ist ja der Herr, der kommt, um mich zu erlösen. Ist zwar komisch, dass er klopft, aber ich denke mir nicht sonderlich viel dabei und starte gleich darauf zu. Mit schreiendem Monsieur auf dem Arm.
Vorsichtig öffne ich die Tür und blicke direkt in drei Augenpaare, die mich besorgt ansehen. Ich muss zwei Mal schauen, bevor ich es glaube. Denn vor der Tür stehen Polizisten. Drei an der Zahl. In voller Montur. Hinter der Tür stehe ich. In meinem besten Schlafoutfit. Mit dem kleinen Monsieur auf dem Arm, dem es so wie mir, kurzzeitig die Sprache (beziehungsweise das Geschrei) verschlagen hat.
Ob alles in Ordnung sei, wollen sie wissen. Ihnen ist die Situation sichtlich unangenehm. Mir auch. Und keine zwei Minuten später sind sie dann auch schon wieder weg. Denn Babygeschrei ist Babygeschrei. Und das ist nichts, gegen das man etwas tun könnte. Nicht einmal per Gesetz.
Nachdem die Tür wieder zu ist, muss ich mich erst einmal setzen. Ich bin total perplex. Fast ein bisschen geschockt. Ich habe mit viel gerechnet, aber nicht mit einem abendlichen Besuch von dieser Sorte. Andererseits ist es schon beruhigend zu wissen, dass sich jemand so um unser Wohlergehen sorgt, dass er sogar, anstatt den Abendfilm in Ruhe fertig zu schauen, zum Telefonhörer greift und die Polizei alarmiert.
Keine zehn Minuten später ist dann auch der Herr da. Der, nachdem ich ihm von diesem nächtlichen Besuch erzählt habe, aus lauter Sorge (und um mich zu entlasten) seinen Gig abgebrochen und sich direkt auf den Weg zu uns gemacht hat, um die Schicht zu übernehmen. Und mit Monsieur raus zu gehen. Raus an die frische Luft, wo er dann auch tatsächlich einschläft. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin. Denn kurz nachdem die netten Beamten wieder weg waren, hat der kleine Monsieur da angefangen wo er aufgehört hat: Mit seinem Schreikonzert deluxe.
Tja, angenehm war dieser abendliche Besuch zwar nicht, aber mittlerweile kann ich schon darüber lachen. Fürs nächste Mal werde ich die netten Beamten (die wirklich nett waren) einfach herein bitten, und ihnen den Job ‚Monsieur zu beruhigen‘ übertragen. Oder wie auch immer. Auf jeden Fall gibt es jetzt eine Geschichte, die wir noch länger erzählen werden…
2 Comments
Little Big Heart
Liebe Lisa, vielleicht ist unter unseren LeserInnen-Tipps etwas für dich dabei? „Das tut ihr also, wenn euer Baby weint!“: https://www.littlebigheart.com/de/article/das-tut-ihr-also-wenn-euer-baby-weint
Wir schicken dir Kraft & Ausdauer, bestimmt werden ihr in ein paar Jahren gemeinsam darüber lachen! ❤
Madame M.
Vielen Dank – werde ich mir gleich mal anschauen! 🙂