Von Burgern mit viel Zwiebel – oder Erinnerungen an die Geburt
09.Juni 2015
Mitten in der Nacht wache ich auf. ‚Nicht schon wieder aufs WC‘ denke ich mir genervt. Es ist 0300 Uhr. Ein leichtes Ziehen im Bauch schleicht sich dazu. Der Herr wird durch mein ‚aus dem Bett Rollen‘ – mehr ist mit dem Bauch nicht möglich – wach. Das sind sicher nur Blähungen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit machen sich die selbstgemachten Burger vom Vortag bemerkbar. Mit extra viel Zwiebel – richtig lecker! Lass uns weiter schlafen.
Falsch gedacht. Nach weiteren zwanzig Minuten Schlaflosigkeit wird das Ziehen stärker. Der Herr wird nochmal geweckt. Diesmal mit Absicht. Können das Wehen sein? Woher weis man wie sich die anfühlen? Vielleicht sollte man das Internet befragen. Gedacht – getan. Nach einer Internetrecherche und kein bisschen schlauer, beschließt der Mann im Krankenhaus anzurufen um Licht ins Dunkel zu bringen.
Neue Informationen – wenn die Wehen in zehn Minuten Abständen kommen, können wir uns auf den Weg machen. Noch immer haben wir keine Ahnung ob es sich um Wehen handelt oder nicht. Fakt ist, dass das Ziehen heftiger wird und in unter fünf Minuten wiederkehrt. Die Rettung wird angerufen. In der Zwischenzeit kommen wir Geburtsvorbereitungskursverweigerer auf die gloreiche Idee uns ein Youtube-Video anzuschauen, wie man während der Wehen richtig atmet. ‚Lächerlich‘ denke ich mir noch, das mache ich sicher nicht so.
Das Warten auf die Rettung dauert ewig. So lange, dass Zeit bleibt um gemeinsam zu überlegen was ich anziehen soll. Brauche ich was, was schnell auszusziehen ist? Soll es bequem sein? Woher soll ich das wissen? Die Entscheidung fällt auf eine kurze Sporthose, ein Tanktop und Flipflops. Das erscheint uns passend.
Blaulicht durchs Fenster kündigt die Rettung an. Zu dritt stehen sie vor der Tür, die Sanitäter. ‚Lachhaft‘ denke ich mir. Als würde ich es nicht alleine schaffen in den Wagen zu steigen. Der Herr schnappt die Krankenhaustasche und ab gehts. Im Auto ein Selfie – das muss sein. Dazwischen immer wieder die Angst, dass wir umsonst ins Krankenhaus unterwegs sind.
Im Kreisaal dann die Gewissheit. Es handelt sich tatsächlich um Wehen. Gottseidank. Madame ist am Weg. Die Wehen werden stärker. Trotzdem werden wir aufs Zimmer verlegt – Angst, dass wir wieder heimgechickt werden, macht sich breit. Die Schmerzen werden unerträglich. Ich schwitze wie noch nie zuvor. Duschen hilft nicht. Es hilft nur Schreien. Schreien, was ich nie wollte. Dann geht es wieder retour in den Kreissaal. Es wird immer schlimmer. Wieso hat mir das niemand vorher gesagt?! Ich bin ein sterbender Schwan, kurz davor mir alles im Angebot stehende spritzen zu lassen. Der Mann immer tapfer an meiner Seite.
Dann geht alles schnell. Objektiv betrachtet. Subjektiv vergehen Stunden. Die Oberärztin zwingt mich nicht zu schreien, sondern zu atmen. Ich beherzige den Ratschlag. 3 Presswehen später, es ist 1259, und der glücklichste Moment meines Lebens ist da – Madame erblickt das Licht der Welt. 53 Zentimeter groß und stattliche vier Kilo schwer. Der Herr durchtrennt die Nabelschnur und sie wird mir auf die Brust gelegt. Ein unbeschreibliches Gefühl. So weiche Haut. So toll. Wir sind eine kleine Familie. Ich könnte weinen vor Glück!
Maunzimaus – Ich liebe dich!
3 Comments
Alexa M.
Die Geburt ist schon eine Sache für sich aber das kleine Wunder was raus kommt lohnt sich allemal. Bin dieses Jahr auch zum ersten Mal Mutter geworden und total happy. Wünsche euch alles gute. Wenn du willst können wir uns gegenseitig per blogconnect u bloglovin folgen!
Lg alexa
http://alexaandrasblog.blogspot.de
Madame M.
Ja, ich bin sogar froh, so wenig Ahnung gehabt zu haben 😊
Dir wünsche ich auch alles Gute! Genieße alles was noch kommen wird!
Hab mir deinen Blog schon angesehen und folge dir jetzt 🙂
Sonja
Hallo Madame M.,
ich habe deinen Blog auf mom.brigitte.de gefunden. Ich finde ihn sehr schön. Ich bin auch aus Österreich, genauer gesagt aus Kärnten. 😉
Die Geburt meiner Tochter war im Dezember 2014.
Würde mich freuen, wenn du meinen Blog besuchen würdest: http://sonjasbesonderewelt.blogspot.co.at/
Liebe Grüße
Sonja