Silvester anders – Feiern kann man auch mit Baby
Drei Tage vor Silvester, Horrorszenario in meinem Kopf: Der Herr legt auf, alle Freunde sind verplant und ich werde alleine zuhause sitzen mit Madame. Wenn ich zu Mitternacht überhaupt wach bin. Na gut, fällt es diesmal eben flach. Ich werde mich damit abfinden müssen. So ist das nun mal mit Baby und einem DJ als Papa. Ich habs mir nun mal so ausgesucht.
Ja, das war der Plan für Silvester 2015 – bis zum 31. Dezember. Und dann kommt auf einmal doch alles anders…
1830 Uhr. Töpfe blubbern am Herd vor sich hin. Das Backrohr heizt mit Vollgas – Ein vier Gänge Menü wird vorbereitet. Im Wohnzimmer herrscht Stimmengewirr. Freunde sind gekommen. Und Madame? Die ist mittendrin statt nur dabei.
2100 Uhr. Der Herr muss weg. Es wird alles komplizierter. Madame maunzt und der vierte Gang muss auch noch zubereitet werden. Schokosuoffle soll es sein. Denn bei Madame ist an Schlaf noch nicht zu denken. Zu zweit stehen wir in der Küche. Oder eigentlich zu dritt. Madame auf meinem Arm mit dabei. Das alles wäre zu zweit ja locker machbar. Nur hat unser Geschirrspüler den Geist aufgegeben, sodass alles zusätzlich per Hand abgewaschen werden muss. Hilfe muss her! Meine Schwester wird dazu verdonnert mitzuhelfen. Teamwork deluxe. Auch dieser Gang wird herrlich. Zu viele Köche verderben den Brei – von wegen!
2230 Uhr. Madame hat in den Schlaf gefunden. Ich kann mich endlich gemütlich dazu setzen. Es wird getrunken und gelacht. Es kommt die Frage auf, wann die Runde weiter zieht. Vor oder nach Mitternacht. Das ist die Frage. Ich hoffe, dass es danach sein wird. Schon ein wenig egoistisch von mir, muss ich zugeben. Zu gerne wäre ich dabei.
2300 Uhr. Auf einmal läutet es an der Tür. Da wird sich wahrscheinlich wieder jemand an der Tür geirrt haben. Ist das heute ja doch schon öfter vorgekommen. Auf einmal stehen meine Eltern vor der Tür. Unerwartet, aber doch sehr schön.
2330 Uhr. Meine Eltern bieten mir an auf Madame zu schauen, während ich mit der Runde zum ‚Herren schauen kann., um mit ihm ins neue Jahr hineinzufeiern. Ich muss zugeben, an diese Möglichkeit habe ich längst nicht mehr gedacht, wollte ich es doch niemandem aufbürden auf Madame zu schauen. Jetzt muss alles schnell gehen. Hektisch irre ich in der Wohnung herum. Was muss ich alles mitnehmen? Schaffe ich es noch rechtzeitig zu ihm? Aus Mangel an Zeit werden meinem Grundsätzen (ich gehe immer mit hohen Schuhen fort) zu trotz Ballerinas angezogen.
2345 Uhr. Wir sind angekommen. Haben uns einen Weg durch die Menschenmassen in der Stadt gebahnt. Jetzt nur noch hinein. Tja, leichter gesagt als getan, hat man uns doch vergessen auf die Gästeliste zu schreiben. Zu dumm. Alle möglichen Szenarien haben wir uns durch überlegt: Wo wir feiern, wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen und so weiter. Aber nicht das. Ich habe nicht einmal Bargeld dabei. So kurz vor dem Ziel und dann die Enttäuschung. Dabei wollte ich zu gerne die Augen des Herren sehen, wenn ich vor ihm stehe.
2357 Uhr. Wir sind drinnen. Erleichterung macht sich in mir breit. Es war doch nicht umsonst, Madame ‚alleine‘ zu Hause zu lassen. Die strahlenden Augen des Herren machen auch noch die letzten Zweifel zunichte.
0030 Uhr. Ich bin wieder zuhause. Madame geht es gut. Sie hat einfach ins neue Jahr hinein geschlafen. Ich bin erleichtert. Bleigießen mit den noch verbliebenen Gästen ist angesagt.
0200 Uhr. Erschöpft aber glücklich falle ich ins Bett. So früh bin ich zu Silvester als Kind das letzte Mal schlafen gegangen. Egal. Meine Erwartungen wurden einfach übertroffen. Ich hatte das beste Silvester überhaupt.
Dank verständnisvoller Freunden und tollen Eltern geht alles – auch mit Baby. Man muss nur spontan sein irgendwie!
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