Die Sache mit dem Schlafengehen
Es ist 0200 Uhr. Mitten in der Nacht. Madame macht sich bemerkbar. Lautstark. Ich schrecke hoch. Der Herr neben mir schläft tief und fest. Mal wieder typisch, dass der nichts hört. Leicht genervt tapse ich im Dunkeln zu ihrem Bett. Es ist bereits das zweite Mal diese Nacht. Und die Nacht erst jung, sind wir doch erst um zwölf ins Bett (Nur wir versteht sich. Madame schläft schon seit neun). Ich bin zu müde für irgendwelche Beruhigungsversuche, also gebe ich klein bei und sie kommt mit zu uns ins Bett. Wie immer, eigentlich. Die letzten beiden Monate.
Flashback: Madame ist eine brave Schläferin. Seit zwei Wochen nach ihrer Geburt schläft sie so gut wie durch. Schläft zwar recht spät ein (immer dann wann sie will), kommt aber maximal einmal die Nacht und das um 0600 Uhr. Also eigentlich in der Früh. Dann nach dem ersten Frühstück schläft sie weiter. Ein Baby wie aus dem Bilderbuch. Wir wähnen uns schon auf der Seite der Sieger. Bis Weihnachten und Maunzi’s erstem Schnupfen.
Bei uns im Bett schläft sie. Zwar nicht durch. Aber immerhin. Und ich muss nicht aufstehen. Meistens reicht es meinen Kopf zu ihr zu legen, um mit ihr zu kuscheln. Zumindest kommt kein maunzen. Dafür ist unser Schlaf mehr als gefährdet. Ungewollte Rückenmassagen inklusive. Sie tritt wie wild um sich. Auch das Haare Ziehen macht scheinbar großen Spaß. Nur uns nicht.
Der Entschluss ist klar: Madame wird ausquartiert. Einen Versuch ist es wert. Die große Umräumaktion wird gestartet. Das Bett ist ja schnell in ihr Zimmer geschoben. Aber alles Andere geht nicht so schnell. Es kostet uns einen ganzen Tag alles umzuräumen. So dass Madame ihr Zimmer für sich alleine hat. Ungestört die Nacht verbringen kann.
Schneller als gedacht, bricht die Nacht herein. Es ist Zeit schlafen zu gehen. Unser Ritual startet wie immer. Madame wird gebadet und gewickelt. Dann geht’s ab in den Pyjama. Nach einer Kuschelrunde bekommt sie ihren Abendsnack. Die Brust. Diesmal in ihrem Zimmer. Wir legen sie ins Bett und dann geht’s los. Das Theater. Madame schreit wie am Spieß. Kämpft wie eine Löwin und lässt sich nicht beruhigen. Sie dreht sich von einer auf die andere Seite und steht in ihrem Schlafsack sogar auf. Wir ziehen es trotzdem durch. Denn ‚jeder kann das Schlafen lernen‘ schwirrt mir irgendwo im Hinterkopf herum. Jetzt gibt’s kein Erbarmen mehr. Der Herr und ich wechseln uns ab mit dem Maunzi-Streichel-Dienst. Eine Stunde später und sie schläft. Tief und fest.
Es ist 0600 Uhr am nächsten Morgen. Der Wecker klingelt. Ich schrecke hoch. Madame ist nicht in unserem Bett. Panisch laufe ich in ihr Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen. Es ist alles in Ordnung. Madame schläft noch immer tief und fest. Mir fällt ein Stein von Herzen. Es geht ihr gut. Und ich bin so ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr.
Die nächste und auch die folgenden Nächte funktioniert das Schlafengehen völlig problemlos. Madame wird wach ins Bett gelegt und sie schafft es alleine einzuschlafen. Sie dürfte sich wohl fühlen. In ihrem eigenen Zimmer. Auch ich fühle mich dort wohl. Es dürfte geschafft sein. Ein befreiendes, aber zugleich komisches Gefühl für mich. Aber man muss eben auch loslassen können. Als Mama.
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