Mama’s Erster Muttertag
Samstag.
Es ist ein Tag vor Muttertag. Eigentlich ein Tag wie jeder andere. Aber irgendwas ist anders. Irgendwas liegt in der Luft… Vielleicht, weil das heuer auch mein erster Muttertag sein wird. Jetzt wo ich Mama bin. Vielleicht ist es aber auch das: Meine Mama ist dieses Jahr am Muttertag nicht da. Schade. Denn so wird es zur Abwechslung mal kein gemeinsames Muttertagsfrühstück geben. Dazu kommt, dass der Herr am Abend auflegt. Nicht in Graz. Also wird es eben eine kleine Frühstücksrunde werden. Mit Madame und mir. Auch schön. Denke ich mir zumindest. Doch dann kommt alles doch ganz anders.
Der Herr muss überraschender Weise nicht auflegen und so haben wir einen Abend für uns. Ungeplant. Spontan. Richtig schön. Madame schläft schon und Mama, die ist kurz davor ihr ins Träumeland zu folgen. auf der Couch ins Träumeland zu fallen.
Und dann das: Der Herr hat eine Überraschung für mich. Aber erst morgen. Von einer Sekunde auf die andere bin ich hellwach. Überraschung?! Für mich?! Wo?! Wann?! Wie?! Und vor allem Was?! Die Müdigkeit – wie weggeblasen. Ich wills genauer wissen. Der Herr wird mit einer Fragenflut gelöchert. Aber keine Chance. Er bleibt hart. Verrät nur unwichtige Details. Es soll etwas sein, was ich mir schon länger wünsche. In meinem Gehirn rattert es: Was könnte das nur sein? Eine Massage? Etwas zu essen?… Mir fallen tausend Dinge ein. Der Herr hat erbarmen und lässt sich noch einen Tipp entlocken: Scheinbar hat er mich erst ein paar Tage zuvor ausgehorcht. Na super. Jetzt heißt es für mich Gespräche zu rekonstruieren versuchen. Mein Hirn läuft auf Hochtouren. Leider ohne Erfolg. Ich komme einfach nicht dahinter.
Erschöpft vom vielen Denken schlafe ich ein. Fernsehschlafen deluxe ist angesagt. Ich schlafe so gut, dass ich nicht einmal merke, dass der Herr eine schlecht träumende Madame zu uns auf die Couch legt. Auf einmal höre ich die Stimme vom Herrn: Alles Gute zum Muttertag! Traumhappert schrecke ich hoch. Ich kenne mich überhaupt nicht aus. Brauche eine gefühlte Stunde, bis ich im Wohnzimmer ankomme. ‚Alles Gute zum Muttertag‘, wird nochmals leise in mein Ohr geflüstert, ‚Willst du wissen was die Überraschung ist?‘ Überraschung – da war doch was. Auf einen Schlag bin ich wieder voll da. Ja klar will ich das wissen. Es gibt nur ein Problem: Sie wartet im Keller.‘
Im Keller? Und da soll ich jetzt noch hinunter? Mitten in der Nacht? Ich weiß nicht so recht, gruselt es mich da auch bei Tageslicht. Egal. Die Neugier siegt. Ich muss es einfach wissen. Mutig mache ich mich mit meiner Handytaschenlampe auf den Weg. Und dann. Ich bin da. Schiebe die Tür auf. Und dann DAS: Die Überraschung. Oh mein Gott. Es ist ein Fahrrad. Genauer gesagt ein altes Waffenrad. Ich bin völlig aus dem Häuschen. Das habe ich mir schon ewig gewünscht.
Am liebsten würde ich es auf der Stelle ausprobieren. Mitten in der Nacht. Ich bin so aufgeregt und freue mich wie eine Schneekönigin. Doch die Faulheit siegt. Ich bin eindeutig zu müde um das Rad aus dem Keller zu hieven. Das kann dann doch bis morgen warten.
Innerlich schmunzelnd falle ich ins Bett. Denn das lustige an der ganzen Geschichte: Ich war seit Monaten nicht mehr im Keller. Und just an diesem Tag war ich dort. Gemeinsam mit Madame. Nach einem kleinen Abstellkammerlaufräumanfall. Nur habe ich dieses Kellerabteil nie betreten. Man muss nämlich wissen: wir haben zwei. Wenn ich das ‚richtige‘ Abteil betreten hätte, wäre die Überraschung eventuell ins Wasser gefallen. Hat halt nicht sein sollen. Zum Glück.
Sonntag.
Heute ist Muttertag. Madame weckt uns heute besonders früh. Zeigt mir halt so wie lieb sie mich hat. Auf ihre Art und Weise. Schön. Und gleichzeitig tut sie mir einen Gefallen. Einen richtig großen. Denn ich habe mehr vom Tag. Und somit noch mehr von meinem Fahrrad. So schnell kann man gar nicht schauen, steht es auch schon in der Wohnung. Mein neues Fahrrad. Sieht bei Licht gleich noch viel toller aus. Ich freue mich wie ein kleines Kind. Muss es sofort ausprobieren. Und fahre gleich ein paar Runden durch die Wohnung. Fährt sich nicht so gut wie gedacht – unsere Wohnung ist doch nicht so Fahrrad-tauglich, wie ich es mir in meinem Kopf ausgemalt habe.
Macht auch nix. Draußen funktioniert das Ganze schon viel besser. Richtig gut, um genau zu sein. Ich drehe gleich ein paar Runden. Es läuft richtig rund. Super lustig zu fahren. Am liebsten möchte ich gar nicht mehr absteigen. So toll. Ich komme mir vor wie der King of the Road. Zugegeben: ich komme mir nicht nur so vor. Ich bin es auch.
Gemeinsam verbringen wir noch einen richtig tollen Muttertag. Sind unzertrennlich. Der Herr, Madame, mein Fahrrad und ich.
One Comment
battery
Das ist prima zu sehen