Konzertbesuch deluxe – Ein Vormittag beim Kinderarzt
Dafür sind wir heute zeitig aufgestanden. Haben früh das Haus verlassen. Extra früh, dann hält sich die Wartezeit vielleicht in Grenzen. Voller guter Dinge öffnen wir die Tür zur Arztpraxis. Und werden auch prompt begrüßt. Von einem Schreikonzert der Extraklasse. Und einer Warteschlange vor der Anmeldung. Einer richtig langen Warteschlange um genau zu sein. Zudem gibts stickige Luft und gefühlte vierzig Grad Raumtemperatur. Na das kann ja noch heiter werden.
Fünf Minuten vergehen. Zehn Minuten vergehen. In der Schlange tut sich nichts. Dafür beim Konzert. Es wird immer lauter. Es stellt sich heraus, dass sich der schreiende Bub seinen Arm gebrochen hat. Der Arme. Derweil werden die ersten Mütter in der Schlange unruhig und fangen sich an zu beschweren. Und dann der Moment: Die erste Mutter verlässt entnervt die Schlange. Nach und nach tun es andere Mütter ihr gleich.
Minuten vergehen und das Kind ist immer noch am Schreien. Hat sich immer noch nicht beruhigt. Die eine Arzthelferin versucht ihm mit einer Spritze Beruhigungsmittel in den Mund zu spritzen. Das funktioniert nur bedingt. Währenddessen versucht die andere Arzthelferin der Mutter mit Händen und Füßen beizubringen, dass sie mit ihrem Sohn ins Krankenhaus muss. So tragisch die Situation auch ist, so leid mir die Mutter und ihr auch Kind tun – ich muss zugeben – ich muss innerlich schmunzeln. Die Situation schaut auch einfach zu komisch aus. Irgendwie besser als jedes Film im Fernsehen. Madame scheint sich ebenso prächtig zu unterhalten. Aber nicht das weinende Kind, sondern das Plakat mit den bunten Fischen hat es ihr angetan.
Immer mehr Mütter verlassen die Schlange. Mittlerweile sind nur noch zwei vor uns. Madame fängt an zu maunzen. Sie möchte nicht mehr warten. Möchte sich bewegen, hört sie doch die anderen Kinder im Wartezimmer spielen. Die Hitze ist fast unerträglich. Der Schweiß rinnt mir den Rücken herunter. Madame, die auf meiner Hüfte sitzt macht das Ganze nicht besser. Am liebsten wäre ich jetzt im Freibad. Aber Termin ist nun mal Termin. Und Madame geht nun mal vor. Logisch.
In der Zwischenzeit wird der immer noch wie am Spieß schreiende Bub von zwei Rettungssanitätern in Empfang genommen und in den Rettungswagen verfrachtet. Auf einmal ist es ruhig in der Praxis. Die beiden Arzthelferinnen nehmen ihre Arbeit wieder auf und wir, wir können uns endlich anmelden.
Endlich – nach einer guten halben Stunde in der Schlange – sind wir im Wartezimmer angekommen. Madame stürmt los in Richtung Spielzeug. Und ich, ich muss mich erst mal setzen und Madame’s Wasserflasche leeren. Diese Hitze bin ich nicht gewohnt. Madame scheint sie nichts auszumachen. Fröhlich klettert sie auf dem Wartezimmermobiliar herum. Bis es wieder von Neuem beginnt. Das schreien. Neues Kind. Selbe Verletzung. Selbes Prozedere. Die armen Arzthelferinnen müssen ganz schön was mitmachen. Sind nicht zu beneiden.
Und ehe wir uns versehen sind wir auch schon wieder draußen. Draußen aus der Praxis. Wir gönnen uns ein kühles Wasser und ein paar Heidelbeeren vom Markt, denn viel Zeit zum Verschnaufen bleibt uns nicht. Der nächste Termin wartet schon auf uns….
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