Wenn Mama und Papa einmal feiern gehen
Es ist Samstag Abend – der Herr legt wieder einmal auf. Für Madame ist ihre Babysitterin engagiert. Was so viel heißt wie: Mama darf heute auch ausgehen. Juhu!
Die Vorfreude ist groß, denn ich war viel zu lange abends nicht mehr aus. Nicht, dass die Möglichkeiten nicht da gewesen wären. Nein. Ganz im Gegenteil. Ich habe es meistens vorgezogen den Abend zu Hause zu verbringen. Früher undenkbar – jetzt irgendwie angenehm. Die Bequemlichkeit siegt. Ich glaube, das Alter schlägt langsam, aber sicher zu.Aber nicht heute!
Die Party ist toll. Es ist ganz schön viel los. Allerdings ungestört Party machen, so wie früher ist auch nicht mehr drinnen. Alle heiligen Zeiten werfe ich nervös einen Blick auf mein Handy. Um mich zu vergewissern. Zu vergewissern, ob sich die Babysitterin gemeldet hat. Ob es Madame wohl gut geht. Irgendwie ganz schön doof – was soll denn sein? Aber naja, so bin ich nun mal.
Wir kommen nach Hause. Es ist gut halb drei. In der Früh – was sonst? Madame schläft selig in ihrem Bettchen. Was bin ich froh, dass es ihr gut geht. Beruhigt lege auch ich mich zum Schlafen hin.
Plötzlich werde ich geweckt. Unsanftes Haare ziehen (oder eher Haar ausrupfen) lässt mich aus dem Schlaf schrecken. Madame liegt neben mir im großen Bett und grinst mich an. Der Herr muss sie wohl irgendwann in der Nacht zu uns geholt haben. Nicht dass ich davon etwas mitbekommen habe. Offensichtlich habe ich geschlafen wie ein Stein. Das Haare ziehen reißt nicht ab. Ganz im Gegenteil es wird immer mehr. Dazu gesellt sich ein vergnügtes Kichern der kleinen Madame. Die, im Gegensatz zu mir, ziemlich ausgeschlafen scheint.
Müde werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Es ist sieben Uhr. Ein Blick zum Herren – der bekommt scheinbar gar nichts mit. Sehr zu beneiden. ‚Das kann doch alles nicht wahr sein‘ denke ich mir, und drehe um. Weg von Madame. So, dass sich meine Haare nicht mehr in ihrer Reichweite befinden. Vielleicht wird ihr ja langweilig und sie schläft wieder ein. So meine Gedanken. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt. Nichts da. Madame hat anderes im Sinn. Was so viel heißt wie über mich drüber zu klettern um geradewegs aufs Bücherregal zuzusteuern. Was sie dort vor hat? – Die Gunst der Stunde nutzen und es ausräumen natürlich. Das was sie sonst nicht darf. Mit riesengroßer Freude wirft sie jedes Buch einzeln auf den Boden. Und das nicht zu leise. Egal. Ich lasse sie machen. Ausnahmsweise. Ich habe heute einfach nicht den Geist dazu sie davon abzuhalten. Und jede Minute mehr Schlaf, die das für mich bedeutet, ist sehr willkommen.
Eine Weile schafft Madame es tatsächlich sich so selbst zu beschäftigen. Zwar muss die Ordnung in der Wohnung darunter leiden. Aber was tut man denn nicht für ein bisschen mehr Schlaf? Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich es genieße. Ich befinde mich fast schon wieder zurück im Träumeland, als es plötzlich aus ist. Aus mit der ‚Ruhe‘. Aber Madame hat Hunger und möchte frühstücken. Und das teilt sie lautstark mit. ‚Mamaaaaaa, essen‘ tönt es durch die ganze Wohnung. Ich kann sie verstehen,denn mit Loch im Bauch ist selbst Radau machen nicht lustig. Logisch. Und wenn der Hunger einmal da ist, ist es sowieso aus. Ganz die Mama, die kleine Madame.
Ein letztes Mal werfe ich einen Blick zum schlafenden Herrn neben mir. nichts. Keine Reaktion. Oder zumindest schafft er sie gut zu verbergen. Na dann werde heute wohl ich herhalten müssen. Als Frühstücksservice für unser Mädchen. Also quäle ich mich aus dem Bett und Werfe mich in die Schlacht…
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