Allein Daheim
Es ist mitten in der Nacht, als der Herr zu seinem Abenteuer (mehr dazu könnt ihr hier nachlesen) aufbricht. Madame und Monsieur schlafen. Ich bin auch schon super müde. Doch kaum ist er bei der Tür draußen geht es los. Weinend schreckt Madame hoch. Es kann doch nicht sein, dass sie das jetzt mitbekommen hat, oder? Schnell hüpfe ich zu ihr, um nach dem Rechten zu sehen. Oje – Ihr drückt der Bauch. Und das ziemlich wild. Also beschließe ich sie mit zu mir zu nehmen. Ins große Bett.
Doch nichts ist mit der Ruhe – Madame schafft es auch hier nicht zu beruhigen. Der Bauch tut ihr noch immer weh. Und als ob das nicht genug wäre, fängt auch der kleine Monsieur auf einmal zu schreien an. Und das richtig laut. Ganz nach dem Motto: Weinen nur gemeinsam statt einsam. Ich fühle mich leicht hilflos. Ich weiß gar nicht wo ich zu erst anfangen soll. Bei ihr? Bei ihm?
Ich entscheide mich für Madame – Schmerzen gehen schließlich vor. Beide versuchen wir der Ursache auf den Grund zu gehen. Solange ich ihr den Bauch streichle ist alles okay. Also hießt es wach bleiben und Bauchstreicheln. Bis sie eingeschlafen ist. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn der kleine Monsieur schreit immer noch. Und dementsprechend schwer tut sich Madame. Mit dem Einschlafen. Na das kann ja noch heiter werden.
Denkste. Die Nacht wird nämlich alles andere als entspannt. Und diesmal haben nicht die Kinderleins Schuld. Sondern ich. Ich ganz alleine. Alle paar Stunden wache ich auf, um mein Handy zu checken. Zu checken, ob es dem Herrn wohl gut geht. Ob er wohl gut gelandet ist. Eine Angewohnheit von mir, die ich bei jedem Familienmitglied so handhabe. Egal ob meine Eltern, meine Schwester, oder in dem Fall der Herr, verreisen… Irgendwann in den frühen Morgenstunden ist sie dann da. Die erlösende Nachricht. Er ist gut gelandet. Zum Glück. Jetzt kann ich endlich weiter schlafen. Ganz in Ruhe.
Nach einer (für mich) kurzen Nacht, beginnt der nächste Tag super entspannt. Madame ist super ausgeschlafen und dementsprechend gut gelaunt. Für den Herrn heißt es Sommer. Sonne. Strand. Und Meer. Für uns heißt es Alltag: Madame geht zur Tagesmutter. Wie immer. Monsieur und ich leben in den Tag hinein. Auch schön. Einzig die schönen Bilder, die der Herr uns schickt trüben unsere Idylle ein wenig. Da wäre ich dann schon ganz gern bei ihm. Am Meer.
Auch die nächsten Tage sind super easy. Zeit, um den Herrn zu vermissen bleibt uns kaum. Bei dem, was wir alles vor haben: Oma und Opa besuchen. Durch die Stadt strawanzen. Und fällt immer etwas Neues ein. Nicht einmal Madame, die eigentlich sehr an ihrem Papa hängt, vermisst ihn großartig. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihr nur die Hälfte der, von ihm geschickten, Fotos zeige. Sie ihr quasi verheimliche. Aber mein Gefühl sagt mir: Es ist besser so. Denn, wenn ich eins vermeiden will, dann eine traurige Madame.
Nur Abends, da wird es schwer. Also für mich. Und damit meine ich nicht, beide Kids ins Bett zu bringen. Oder so. Nein, damit meine ich die Einsamkeit, die dann doch manchmal Überhand gewinnt. Ein komisches Gefühl. Hat man ja sonst immer wen zum Reden zu Hause. Zum Glück ist das Ganze nicht von Dauer. Und geht vorbei.
Und das sogar schneller als gedacht. Es ist mitten in der Nacht, als plötzlich mein Handy läutet. Es ist der Herr, der vor unserer Tür steht und wartet. Gemeinsam mit Madame (die durch das Handyläuten wach geworden ist) laufe ich zur Wohnungstür. Sperre auf. Und tatsächlich: Unser lieber Papa ist wieder da! Madame und ich kommen aus dem Strahlen nicht mehr heraus. So sehr freuen wir uns, ihn wieder in unsere Arme schließen zu können.
Ob ich das ganze wieder machen würde? Also ein paar Nächte mit beiden Kindern alleine verbringen – ja klar, warum nicht? Im Großen und Ganzen war es eine entspannte Zeit. Klar gibt es hier und da ein paar stressige Momente. Momente, die man gemeinsam wohl besser bewältigen könnte. Aber durch so kleine Abenteuer und Auszeiten, lernt man einfach wieder den oft als so langweilig empfundenen Alltag zu schätzen. Und das so richtig.
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