Eins, Zwei, Drei – Monsieur isst auch schon Brei
Ich stehe am Herd. Unter strenger Beobachtung von Madame schäle ich Karotten und Kartoffeln. Für das Einser Menü des kleinen Monsieur. Denn seit ein paar Tagen schon zählt er nun zu den Großen. Zu den richtig Großen. Seit ein paar Tagen isst er nämlich. Und zwar Gemüse fein püriert. Und das mit Begeisterung.
Wie auch schon bei Madame koche ich den Brei gerne selbst. Das geht schnell. Und schmeckt ganz gut. Also wenn man auf Ungewürztes steht. Wie der kleine Monsieur. Aber da er ja bisher nur Milch und ein bisschen Spielzeug in seinem Mund hatte, dürfte das Gemüse einer wahren Geschmacksexplosion am Gaumen gleichen. Wie auch immer. Kochkünste braucht man für die Breizubereitung jedenfalls keine großartigen zu haben.
Wie schon erwähnt, ist Madame immer gerne dabei, wenn es ums Kochen geht. So auch heute. Madame ist nämlich über Mittag zu Hause. Und hilft mir. Beim Schneiden und pürieren. Beim Kosten und Probieren. Ich muss nicht extra erwähnen, dass Letzteres ihr favorisierter Part ist. Oder? Ganz die Mama eben. Da muss man schon richtig gut aufpassen, sodass nicht in einem unbeobachteten Moment alles in ihrem Bäuchlein verschwindet.
Ein paar stressige Minuten später (meine Multitaskingkünste waren mehr als gefragt) haben wir es dann auch geschafft. Es ist angerichtet. Und noch viel wichtiger: Es ist tatsächlich etwas für Monsieur übrig geblieben. Was soviel heißt wie jetzt kann einem fröhlichen Essvergnügen nichts mehr im Weg stehen! Wir setzen uns also an den Tisch. Monsieur auf meinem Schoß. Madame auf ihren Platz daneben. Und los geht es – Monsieur bekommt sein Gemüse.
Während ich Mühe habe Monsieur davon abzuhalten mit seinen Fingern in den Brei zu greifen, nutzt Madame jede noch so kleine Unachtsamkeit aus. Und stibitzt sich einen Löffel vom Gemüse. Und noch einen. Und noch einen. Ihr eigenes Essen lässt sie links liegen. Ansich ja nicht schlimm, ist ja schön wenn es ihr schmeckt. Doch leider habe ich sonst nichts für den kleinen Monsieur. Deswegen ist irgendwann genug. Schließlich soll der kleine Herr auch noch was davon haben.
So sehr ich mich auch bemühe – Madame will nicht hören. Genau gar nicht. Ganz im Gegenteil. Sie macht keine Anstalten damit aufzuhören. Ich werde immer bestimmter. Und damit lauter. Doch sie isst munter weiter. Bis es mir reicht, und ich ihr den Löffel weg nehme.
Das hätte ich besser nicht tun sollen. Denn auf einmal spielen sich dramatische Szenen bei uns ab: Madame bricht in Tränen aus. Heult Rotz und Wasser, so dass man als Außenstehender meinen könne, die Welt stünde nicht mehr lange. Und damit nicht genug, stimmt der kleine Monsieur auch noch lautstark mit ein. Ob aus Solidarität oder Hunger – man weiß es nicht genau.
Da sitze ich also mit zwei weinenden Kindern am Mittagstisch. Und weiß mir im ersten Moment tatsächlich nicht zu helfen. Bis es mir plötzlich einschießt: Ich könnte ja, ganz einfach, Madame einmal miteinbeziehen. Sie einfach in die Verantwortung nehmen und den kleinen Monsieur füttern lassen. Gedacht getan. Einen Versuch ist es wert. Und tatsächlich. Wie eine Große hilft sie bereitwillig mit. Die Traurigkeit – wie weg geblasen. Mit Begeisterung schiebt sie jetzt Löffel um Löffel in Monsieur’s Mund. Und ihm gefällts. Ich bin erleichtert. Dass es so einfach geht konnte ja niemand ahnen. Mal abgesehen von der Patzerei, die so entsteht. Aber was nimmt man nicht alles für zwei glückliche Kinder in Kauf?
Für die Zukunft habe ich auf jeden Fall etwas gelernt: Monsieurs Portionen werden ab jetzt großzügiger bemessen. So dass für Madame auch noch etwas bleibt. Wenn zwei Kinder glücklich machen bloß immer so einfach wäre…
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