Einmal Portorož und wieder zurück
Es ist wieder einmal soweit. Endlich. Wir sitzen im Auto und fahren Richtung Meer. Madame, Monsieur, Oma, Opa und ich (Der Herr ist dieses Mal nicht dabei. Der darf sich nämlich auf der FH ein Stelldichein geben). Portorož in Slowenien ist unser Ziel für heute. Und heute trifft es gut, denn am Abend geht es auch schon wieder nach Hause. Ein Tagestrip zum Meerluftinhalieren. Ein Tagestripp deluxe also.
In der Früh hinunter. Am Abend wieder zurück. Gesamt sechs Stunden Autofahrt. Ob Monsieur tagesausflugstauglich ist? Wir werden sehen. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt. Denn bisher sind wir eigentlich überall zumindest für eine Nacht geblieben. Dazu kommt, dass er da eigentlich noch viel geschlafen hat. Jetzt ist das anders. Mit seinen gut acht Monaten ist er doch schon recht aktiv. Es wird also ein Experiment. Aber man muss alles einmal ausprobieren. Oder?
Ehe wir uns versehen sind wir dann auch schon da. Das Meer hat uns wieder. Oder wir das Meer. Wie auch immer. Wozu ich mir überhaupt Gedanken gemacht habe – Man weiß es nicht. Monsieur hat nämlich die ganze Fahrt verschlafen. Fast. Und auch Madame hat brav mitgespielt. Meine Horrorvorstellung die ganze Fahrt über Lieder zu singen und Geschichten vorzulesen (kurz gesagt: Madame beschäftigen) ist nicht eingetreten. Zum Glück. So sind wir alle entspannt am Ziel. Und können den Tag genießen.
Also nichts wie raus aus dem Auto und ab ans Meer. Zum Promenieren. Zum Flanieren. Das Wetter ist zwar noch nicht ganz so einladend (der Wind pfeift uns ganz schön um die Ohren), aber das wird schon werden. Bestimmt. Wir beschließen erst einmal nach Piran zu spazieren. Ein toller Ort. Mit altem Ortskern. Wer Piran nicht kennt, der solte der Stadt auf jeden Fall einmal einen Besuch abstatten.
Doch schnell einmal wo hin spazieren ist nicht. Nicht wenn man mit unserer Madame unterwegs ist. Da wird aus kurz schnell einmal lang. Alles ist interessant. Sei es das Steineinswasserwerfen oder das Pflanzeninspizieren. An jeder Ecke findet sich etwas Neues. Etwas Aufregendes. Faszination pur. Und da wir ja Zeit haben, gar nicht schlimm. Manchmal müsste man selbst wieder mehr Kind sein – das Leben wäre noch viel schöner!
Das heißt aber auch, dass man all den Verlockungen, die das Leben so bietet, nicht widerstehen kann. Wie zum Beispiel der Eisdiele, die wir am Rückweg entdecken. Und Madame – wie soll es auch anders sein – sucht sich natürlich das Schrillste davon aus. Giftgrün und leuchtend. Bei jedem normalen Menschen würden hier die Alarmglocken läuten. Nicht bei ihr. Es ist ihr einfach nicht mehr auszureden. Also soll sie es eben bekommen. Sie wird schon sehen.
Ich ertappe mich dabei, wie ich fast schon darauf warte, dass sie klein bei gibt. Zugibt, dass ihr das Eis nicht schmeckt. Aber es passiert genau nichts. Madame sitzt ruhig im Kinderwagen und schleckt vor sich hin. Und schleckt. Uund schleckt. Uuund schleckt. So lange, bis auf einmal nichts mehr geht. Madame schläft. Ich kanns gar nicht glauben. Da hat es Madame doch tatsächlich geschafft beim Eisessen einzuschlafen. Das ist auch noch nie passiert. Herrlich.
Madame ist gar nicht aufzuwecken. So verschläft sie den Spaziergang durch Portorož komplett. Macht ansich ja nichts. Trotzdem habe ich (wieder einmal) so meine Bedenken. Bedenken, die bevorstehende Heimfahrt betreffend. Lange Autofahrten mit hyperaktiver, ausgeschlafener Madame – ich glaube es gibt Besseres.
Doch wieder einmal kommt es anders. Doch nichts mit aktiver Madame. Nach etwa der Hälfte der Fahrtzeit schläft sie. Ohne muh. Ohne Mah. Dafür ist Monsieur nicht ganz so ruhig. Aber macht nichts. Ein aktives Kind ist besser als zwei aktive Kinder.
Für alle, die sich jetzt fragen, ob sich so ein Tagesflug überhaupt auszahlt? Ja – das tut es. Wenn man selbst einigermaßen entspannt ist, tolerant ist und sich nicht zu viele Pläne macht, sondern in den Tag hinein lebt, dann zahlt es sich so richtig aus. Ortsveränderung in Kombination mit Meerluft und Sonne – dafür lebe ich! Das ist (m)eine kleine Auszeit vom Alltag.
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