Auf Streifzug durch Tel Aviv
Eben waren wir noch zu Hause. Gefangen im Alltagstrott. Und auf einmal befinden wir uns hier. Sind mitten drinnen im bunten Treiben. Mitten drinnen in den Straßen von Tel Aviv. Ein gutes Gefühl. Ein Gefühl, das schon beim Ankommen am Flughafen stimmt. Selten, dass einem (mit Kindern) so eine Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegen gebracht wird. Wirklich toll. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage so bringen werden.
Sonntag.
Nach dem Check-In im Hotel geht es auch gleich los. Denn es gibt keine Zeit zu verlieren, haben wir doch nur wenige Tage Zeit. Zeit, um die Stadt zu erkunden. Leider. Aber besser als gar nichts. Also führt uns unser erster Weg gleich einmal an den Strand. Zum Sandspielen. Zum Plantschen. So, wie es auf Madames und Monsieurs Reisebucketlist ganz oben geschrieben steht. Denn merke eins: Glückliche Kinder bedeuten Glückliche Eltern. Oder so ähnlich.
Und ganz ohne ‚Sightseeing‘ läuft das sowieso nicht ab. Der Strand ist nämlich einige Meter von unserem Hotel entfernt. Also müssen wir durch die Stadt spazieren. Und rein zufällig (wirklich zufällig) führt uns dieser Spaziergang durch eines der ältesten und schönsten Viertel von Tel Aviv, Neve Tzedek. Hier ist es ganz so wie ich mir die Stadt im Vorfeld vorgestellt habe: Kleine Häuser mit üppigen Gärten geben sich mit hippen Cafès und trendigen Boutiquen ein Stelldichein. Ich bin total begeistert. Sowas von! Möchte am liebsten gar nicht mehr weg von hier.
Doch Madame ist nicht von ihrem Plan, dem Meer einen Besuch abzustatten, abzubringen. Wie auch? – Sehen wir es doch viel zu selten. Dort angekommen komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich fühle mich auf einmal in eine ganz andere Welt hinein versetzt. Ein Hochhaus steht neben dem anderen. Alle mit Blick Richtung Meer. Hätte man mir nicht gesagt, dass ich mich in TelAvin befinde, hätte ich an dieser Stelle viel Geld darauf verwettet in Miami zu stehen. Wirklich beeindruckend.
Einzig Madame kann dem nicht viel abgewinnen, hat sie nur noch Augen für das Meer. Also heißt es jetzt wirklich hinein in die Badesachen und ab zum Wellenhüpfen. Zumindest für Madame und den Herrn. Monsieur macht nämlich lieber erste Bekannschaften mit einem bis dato ihm unbekannten Element: Sand. Da muss erst einmal gefühlt und verköstigt werden, bevor er auch nur einen Gedanken ans Meer verschwenden kann. Und Mama, die darf dabei zusehen und sich innerlich die Frage stellen ob es nun die beste Idee war sich mit Baby in der Hochblüte der oralen Phase an einen Sandstrand zu begeben…
Montag.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Zu Fuß. Das öffentliche Verkehrssystem ist nämlich nicht ganz so gut ausgebaut (es gibt nur Busse) wie in anderen Großstädten. Macht uns gar nichts. Zu Fuß lernt man immer ganz andere Facetten einer Stadt kennen. Wie zum Beispiel die vielen Spielplätze, die sich in Tel Aviv wirklich an jeder Ecke befinden. Tolle Spielplätze wohlgemerkt. Denn, anders als bei uns, sind diese alle mit Sonnensegeln ausgestattet. Und Zäunen. So dass A – die Kinder munter im Schatten spielen können. Und B – keine Mama und kein Papa Angst haben muss, dass eines ihrer Kinder alleine auf Entdeckungsreise geht. Also außerhalb des Spielplatzes versteht sich. Richtig toll.
Nun aber genug über Spielplätze geredet. Als unser heutiges Ziel haben wir Jaffa auserkoren. Der wohl wirklich älteste Teil von Tel Aviv. Mit richtig alten Gebäuden. Und einem Hafen. Ein Must-See also. Doch so schnell soll es dann doch nicht sein. Madame ist müde vom Gehen. Und die Hitze macht uns zu schaffen. So beschließen wir einfach kurzerhand doch ins Meer zu springen und uns abzukühlen. Jaffa wird dann eben noch bis zum späteren Nachmittag warten müssen. Man muss nur flexibel sein. Außerdem läuft uns ja nichts davon.
Am Nachmittag schaffen wir es dann auch tatsächlich bis dort hin. Ich bin gleich hin und weg. Enge Gassen, der Duft von Baklava und ein Bazar-ähnliches Geschäft neben dem anderen. Hier ist es so, wie ich mir den Orient immer vorgestellt habe. Ich bin hin und weg. Fühle mich hier richtig wohl. Würde am liebsten gleich hier bleiben. Und mich auf die Suche nach einer Bleibe für immer machen.
Doch leider habe ich die Rechnung nicht mit Madame gemacht. Die hat nämlich keine Lust darauf Zukunftspläne zu schmieden. Sie hat Hunger. Und das schon ziemlich akut. Deswegen machen wir uns erst einmal auf die Suche nach einem Lokal zum Abendessen. Und werden mit dem ‚The Old Man By The Sea‚ auch gleich fündig. Wer hätte das gedacht, dass das so schnell gehen würde? Niemand. Also zumindest niemand von uns.
Mit dem Lokal haben machen wir einen absoluten Glücksgriff. Es wird nicht nur in den diversesten Reiseführern in höchsten Tönen davon gesprochen. Nein – auch wir sprechen nach unserem Besuch nur so davon. Es ist nämlich ein wahres Erlebnis hier zu dinieren. Das liegt zum einen an dem grandiosen Essen, dass uns gleich unaufgefordert und ganz ohne etwas bestellt zu haben an den Tisch serviert wird (Ich sage nur: Zwanzig Teller mit den unterschiedlichsten Speisen. Von Hummus über Gemüse bis hin zur Falafel – es ist alles dabei. Und auch noch lecker oben drauf). Und zum anderen an der Geschwindigkeit und Skills der Kellner. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Kellner so abservieren sehen: 25 Teller auf einmal. Und das ohne, dass etwas zu Bruch geht? – Kein Problem. Zumindest nicht für die Kellner in diesem Lokal. Mir bleibt die Spucke weg. Auch Madame und der Herr sind völlig von den Socken. Hätten wir das nicht mit eigenen Augen gesehen, hätten wir es für eine gute Geschichte aus einem von Madames Bücher gehalten…
Nach dem Essen braucht es unbedingt einen Verdauungsspaziergang. Also spazieren wir gemütlich wieder zurück nach Tel Aviv. In unser Hotel. Und lassen den Abend gemütlich auf der Dachterrasse ausklingen. Für jeden der sich jetzt die Frage stellt: Wie macht man das abends eigentlich mit zwei müden kleinen Kindern? Tja eigentlich ganz einfach. Während Madame bequem im Kinderwagen Platz nimmt, wird Monsieur getragen. Im Tragetuch versteht sich. Das habe ich nämlich in weiser Voraussicht mit eingepackt. So können beide Kinder gemütlich schlafen. Und der Herr und ich haben Zeit zu zweit. Win-Win könnte man sagen!
Dienstag.
Den nächsten Tag starten wir mit einem ausgedehnten Frühstück im Hotel. Ganz gemütlich. Haben uns für den Tag (noch) keine Pläne gemacht. Wollen einfach drauf los spazieren. Und uns treiben lassen. Einfach schauen wo es uns hin verschlagen wird. So passiert es, dass wir uns kurze Zeit später am Carmel Market wieder finden. Der zwar ein Must-See auf meiner Liste ist, wir aber trotzdem eher zufällig (im Vorbeigehen) darüber stolpern. Also gut. An dieser Stelle sollte vielleicht erwähnt werden, dass ich Märkte liebe. Sei es der Bauernmarkt bei uns daheim, oder ein Bazar – Ich könnte dort immer Stunden verbringen. Durch die Waren schmökern und den Leuten beim (Ver)Kaufen zusehen.
Leider sind sowohl der Herr als auch Madame nicht ganz von meiner Begeisterung anzustecken. Zumindest nicht heute. Es ist nämlich ganz schön heiß. Und dementsprechend präsent die vielen Gerüche. Deswegen bleibt das Intermezzo kurz und wir vertschüssen uns bald wieder in Richtung Promenade am Meer.
Wir wollen diese nämlich auch in die andere Richtung hin erkunden. Und die unterschiedlichen Strände kennen lernen, die Tel Aviv so zu bieten hat. Hier gibt es nämlich Strände für die unterschiedlichsten Gruppen. Einen für die Wassersportler. Einen nur für Frauen. Einen für Homosexuelle. Einen für Hunde. Und einen für Familien. Und genau auf diesem, dem Metzitzim Beach, finden wir uns am Ende des Spaziergangs wieder.
Ein toller Strand, der wie die anderen auch, von Lifeguards überwacht wird. Wir fühlen uns hier sofort wohl. Was ihn so als Familienstrand qualifiziert ist auch schnell klar: Man kann hier recht weit hinein ins Meer. Ohne, dass es tiefer wird. Perfekt für kleine Kinder. Perfekt für Madame. Perfekt für uns. Außerdem gibt es hier Sandspielzeug zur freien Entnahme. Man spart sich also die Schlepperei und muss nichts mitbringen. Hätten wir das nur vorher gewusst…
Mittwoch.
Am Mittwoch beschießen wir mehr Zeit im Inneren der Stadt zu verbringen. Und lassen das Meer einmal Meer sein. Wir flanieren den Rothschild-Boulevard entlang. Und geben uns die dortige Bauhausarchitektur. Ziemlich interessant. Also für mich. Und Monsieur (hat er aufgrund mangelnder Mitteilungsfähigen ja noch nicht wirklich großes Mitspracherecht). Madame hat eher nur Augen für die tollen Spielplätze. Soll sie nur. Wir haben ja Zeit.
So promenieren wir mit kurzen Spielplatzpausen durch die Stadt. Hier wird erst so richtig bewusst wie modern und international die Stadt wirklich ist. Wolkenkratzer wechseln sich mit kleinen Häusern und Kunstinstallationen ab. Auf den Straßen hört man neben Hebräisch fast nur Französisch, Englisch und Deutsch. Und auch so gut wie jede westliche Kette ist hier vertreten. Allerdings sehen die Lokale und Läden eindeutig hipper aus. Hipper als bei uns. Dass mir das sehr gut gefällt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Oder?
Am Abend geben wir es uns dann aber schon noch einmal. Das Meer. Wenn wir schon einmal in der Nähe sind, dann muss man das auch ausnutzen! Vor allem, wenn es am nächsten Tag schon wieder nach Hause gehen soll.
Madame und Monsieur entpuppen sich über die Tage gesehen übrigens als Travelbuddys deluxe. Beide sind wirklich pfegeleicht, interessiert und machen so gut wie alles mit. Selbst das, uns doch nicht ganz so bekannte, Essen bereitet ihnen keine Probleme. Eher im Gegenteil: Madame kann vom Couscous mit Früchten gar nicht genug bekommen. Könnte das jeden Tag essen. Ganz die Mama eben.
Generell können wir Tel Aviv sehr empfehlen: Wer eine Mischung aus alt und modern, dem Orient und dem Westen sucht, ist hier perfekt aufgehoben. Die Stimmung ist gut. Überall werden wir und die Kinder mit offenen Armen empfangen. Die Leute sind interessiert. Kurz gesagt: Das Gefühl stimmt hier einfach.
Auch was das Thema ‚Sicherheit‘ angeht: Wir haben uns hier immer sehr sicher gefühlt. Vielleicht sogar sicherer als in manch anderen europäischen Städten. Dass liegt sicher auch daran, dass es so gut wie keine Kriminalität gegenüber Touristen gibt. Also wenn man unserem Taxifahrer Glauben schenken kann. Außerdem ist die Polizei sehr präsent. Aber nicht negativ, sondern eher als Freund und Helfer…
Das nächste Mal würde ich (obwohl die kurze Flugzeit von dreieinhalb Stunden Tel Aviv perfekt für Kurztrips qualifiziert) noch ein oder zwei Tage mehr einplanen. Denn es gibt hier noch so viel mehr zu sehen und zu entdecken. Jerusalem zum Beispiel. Heißt also für uns: Wir kommen wieder! Vielleicht schon ganz bald!
Leave a reply