Fliegen mit Kleinkind und Baby
Es ist wieder einmal soweit. Endlich. Wir sitzen am Flughafen. Und warten. Auf unseren Flieger nach Tel Aviv. Also Madame, Monsieur, der Herr und ich. Viel zu lange schon sind wir nicht mehr geflogen. Für Monsieur ist es mit seinen gut zehn Monaten gar der erste Flug überhaupt. Fliegen mit Kleinkind und Baby – Ich bin gespannt wie es funktioniert.
Zugegeben, die ersten Minuten am Flughafen sind alles andere als entspannt. Der Herr und ich sind leicht nervös. Madame auch. Komisch. Normal bin ich nicht so der nervöse Reisende, aber zum ersten Mal als Familie zu viert ist dann schon ein bisschen anders. Schieben wir es zumindest mal auf das. Madame ist auch nervös (Wo wir wieder einmal beim Thema ‚Nervosität überträgt sich auf die Kinder‘ wären). Doch als wir nach ewigem Hin und Her (darf der Kinderwagen jetzt eigentlich mit bis zum Gate?) endlich durch die Sicherheitskontrolle durch sind ist alles wie weg geblasen. Es ist keine Nervosität mehr da. Bei niemandem. Nur noch Vorfreude auf Tel Aviv. Der Kinderwagen, der ist übrigens auch mit dabei.
Wobei bei Madame ist es wohl eher die Vorfreude auf den Flug. Wir sind zwar schon ein paar Mal mit ihr geflogen (siehe zum Beispiel hier), allerdings bekommt sie es jetzt zum ersten Mal so richtig mit. Mit allem Drum und Dran. Inklusive dem Warten. Und Allem. Wobei – so lange warten wir mit Kindern ja gar nicht. Ich habe nämlich fast schon vergessen, welchen Luxus man eigentlich hat. Beim Fliegen mit Kind. Darf man doch als erstes das Flugzeug boarden. Also zeitgleich mit allen Business-Class Membern. Da fühlt man sich dann schon ein klein wenig speziell.
Auf halben Weg in der Gangway passiert es. Der Herr kommt plötzlich drauf, dass seine Sonnenbrille fehlt. Sie ist nicht mehr auffindbar. Wie vom Erdboden verschluckt quasi. Und eine Reise ins Warme ohne Sonnenbrille geht nun Mal gar nicht. Also geht es für ihn wieder zurück zum Gate. Auf Sonnenbrillensuche. Und ich stehe da. Alleine. Mit zwei Kindern. Unserem gesamten Handgepäck. Und dem Kinderwagen.
Kurze Zeit weiß ich nicht weiter. Weiß nicht, wie ich das alles ins Flugzeug bekommen soll, geschweige denn den Kinderwagen zusammenklappen soll. Vor mir also ein scheinbar unüberwindbarer Weg. Hinter mir eine Schlange an Menschen, die ins Flugzeug will. Auf den Herrn zu warten ist keine Option. Zu wenig Platz bietet sich hier. Zu sehr drängt Madame in Richtung Flieger.
Also was tun? Der Eingang des Flugzeuges kommt immer näher. Und näher. Und ich habe keinen Plan parat. Also beschließe ich kurzer Hand alles selber zu machen. Wird schon irgendwie funktionieren. Ich setze Monsieur auf den Boden und lasse Madame machen, was sie zu machen glaubt. Glücklicherweise nehmen sich zwei ältere Herrshaften ihrer an und schaffen es sie so lange zu beschäftigen, bis der Kinderwagen zusammengeklappt vor mir liegt. Monsieur scheint von meinem Stress nichts mitzubekommen. Vergnügt sitzt er am Boden der Gangway und sieht den anderen Passagieren beim Boarden des Flugzeugs zu. Glück gehabt.
Wenige Minuten später sitzen wir auch schon im Flieger. Das Gepäck ist verstaut. Beide Kinder sitzen. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und ich wundere mich: Was man nicht alles so schafft. Alleine. Mit zwei Kindern.
Keine fünf Minuten später ist auch der Herr wieder da. Gut gelaunt. Aber ohne Sonnenbrille. Die hat sich nämlich – wie kann es auch anders sein – die ganze Zeit bei uns im Handgepäck befunden. Ist ja mal wieder typisch.
Der anschließende Flug verläuft beinahe komplikationslos. Madame ist fasziniert von Allem und Jedem. Und Monsieur, der verschläft fast den ganzen Flug. Was bin ich froh. Denn er kann, wenn er will und ihm etwas nicht passt, ganz schön aufdrehen. Heißt soviel, wie er schreit in einer Tonlage, die selbst nur jene Opernsänger, die Jahre lange Erfahrung haben, wiedergeben können. Das kann dann ganz schön schmerzhaft sein. In den Ohren. Und sowieso: Ein Flug mit schreiendem Kind – da gibt es wahrlich Schöneres.
Auch sonst ist es zwar nicht mehr ganz so einfach, als wenn man nur mit einem Kind unterwegs ist, aber machbar. Ich werfe mal das Stichwort Essen in den Raum: Monsieur hat ja noch das Privileg bequem am Schoß von Mama zu reisen. Also sitzen wir quasi zu viert in einer Reihe. Das geht platztechnisch auch ganz gut (abgesehen davon, dass der Herr sowieso zu groß ist, um richtig bequem zu sitzen). Allerdings geht das auch nur so lange gut, bis das Essen serviert wird. Gut, auf den meisten Flügen gibts das ja sowieso nicht mehr. Aber wenn doch, dann gleicht das mit zwei Kindern beinahe einer logistischen Meisterleistung: Einhändig mit schlafendem Baby am Schoß zu essen ist ja noch easy, aber wenn Madame plötzlich und ganz dringend das stille Örtchen aufsuchen muss, dann sind schon Tetriskünste gefragt. Die der Herr glücklicherweise hat. Also alles noch einmal gut gegangen.
Der Rest vom Flug verläuft dann wirklich total entspannt, so dass wir alle gut gelaunt und ausgeschlafen in unseren Urlaub starten können.
Abschließend kann ich sagen: Fliegen mit zwei Kindern ist überhaupt kein Problem. Vor allem dann nicht, wenn man zu zweit ist und sich die Kinder aufteilen kann. Auch alleine sollte es machbar sein. Es gibt immer und überall hilfsbereite Leute, die einem gerne helfen. Also spricht nichts gegen einmal ausprobieren. Denn die Grenzen des Möglichen gibt es meistens nur im Kopf.
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