London Calling
Kaum zurück aus Ibiza sitzen wir schon wieder im Flugzeug. Und dieses Mal geht es nicht ans Meer, sondern ganz wo anders hin. Nämlich nach London. Nach der Nebensaisonsgemütlichkeit auf Ibiza heißt es für uns also Abenteuer Großstadt. Ich bin gespannt.
Die Anreise.
Doch das ist nicht das einzige Abenteuer, das wir mit diesem Urlaub wagen. Wir wagen nämlich noch eines: Abenteuer Flixbus mit zwei Kindern. Um nämlich zum Flughafen nach Wien zu kommen, bietet sich der von der Zeit (und vom Preis) einfach am besten an. Und da Madame sowieso schon immer einmal mit dem Wienbus fahren wollte – warum nicht? Dass das mit Kleinkindern nicht ganz so einfach ist, wissen wir. Man braucht nämlich einen Kindersitz für Kinder unter drei. Ist in Ordnung. Auch, dass wir unsere Kinderwägen im Vorfeld schon telefonisch bei der Hotline anmelden müssen, ist kein Problem. Unsere drei Koffer, den Kindersitz, die beiden Kinderwägen und die Kinder in der Früh zum Bus zu bringen wohl eher schon. Ich sage nur Gypsy Travels unlimitted ist zurück. Aber mit einem gute eingeplanten Zeitpuffer geht sich alles locker aus und wir sitzen rechtzeitig im Bus nach Wien. Inklusive Gepäck. Inklusive Kinderwägen. Inklusive Madame und Monsieur im Kindersitz.
Die Fahrt selbst verläuft ruhig und unspektakulär. Madame verschläft fast alles und Monsieur ist dank der eingepackten Snacks leicht zu unterhalten. So nehmen die anderen Fahrgäste kaum Notiz von uns und den Kindern (eine meiner größten Bedenken im Vorfeld). Denn es gibt nichts nervigeres als schreiende Kinder in einem Vehikel. Experiment also geglückt würde ich sagen.
Am Flughafen angekommen haben wir noch massig Zeit. Zum Glück. Zeit, die wir auch brauchen um unseren Kindersitz abzugeben und durch die Sicherheits- und Passkontrollen zu kommen. Denn merke eines: Mit Kindern dauert das alles doch ein klein wenig länger.
Auch zum Flug gibt es nicht wirklich etwas Erwähnenswertes. Madame und Monsieur sind ja sowieso schon alte Hasen im Fluggeschäft. Die Maschine ist halbleer und Monsieur so eine ganze Reihe für sich alleine. Die er auch gerne zum Turnen in Anspruch nimmt. Und Madame ist mit aus dem Fenster schauen und malen beschäftigt. So landen wir auch hier ohne große Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen zu Mittag in London. Toll.
London – Die Erste.
Also nichts wie rein ins Getümmel der großen Stadt. Beziehungsweise ins Abenteuer ‚Suche nach unserem Airbnb‘. Und genau diese Suche stellt uns gleich vor die ersten richtigen Hürden des Tages. Denn obwohl wir um unseren Kindersitz leichter sind, ist es schwerer voran zu kommen. Denn wir haben eines nicht bedacht. Beziehungsweise gar nicht gewusst: Londons Underground-Station verfügen über so gut wie keine Lifte. Also ist erst einmal Muskelschmalz gefragt. Und Geduld. Ich bin leicht gestresst. Doch diesen Stress machen die vielen freundlichen Passanten gleich wieder weg. Gefühlt jeder zweite, dem wir begegnen, bietet uns Hilfe an. Der Wahnsinn. Das hätte ich mir nicht erwartet.
Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir es dann endlich geschafft. Sind angekommen in unserem Apartment in Shoreditch. Einem ziemlich hippen Stadtteil von London. Mit coolen Bars, Cafes und tollen Shops. Unweit vom Zentrum. Kann ich sehr empfehlen.
Für den Rest des Tages (wie eigentlich auch für unseren ganzen Aufenthalt) gibt es keine Pläne. Da der Herr und ich London schon kennen, fällt das klassische Sightseeing flach. Beziehungsweise sind wir der Meinung, dass man sich treiben lassen muss, um den Flair eines Ortes erst so richtig mitzubekommen. Und genau das machen wir auch. Wir gehen hinaus und lassen es einfach auf uns zu kommen. Und da auf die Interessen unserer Reisebuddies auch eingegangen werden muss, finden wir uns kurze Zeit später auch schon auf einem Spielplatz wieder (Seitdem wir Kinder haben, kann man uns schon als Spielplatz-Experten bezeichnen, waren wir doch noch an jedem neuen Ort auf dem Spielplatz). Das Wetter dafür ist herrlich. Die Kinder sind beschäftigt. Und so können der Herr und ich ein paar Minuten nur für uns genießen.
Auch am Abend haben wir Zeit für uns. Beide Kinder schlafen in ihren Kinderwägen (hat es sich also doch bezahlt gemacht den zweiten mit einzupacken) und so lassen der Herr und ich den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen. Genau so habe ich mir das vorgestellt.
London – Die Zweite.
Auch am nächsten Tag haben wir keine Pläne und spazieren ohne Ziel in die Stadt hinein. Okay, einen Fixpunkt haben wir doch: Wir haben für den Abend eine Fahrt mit dem London Eye gebucht. Denn es gibt meiner Meinung nach nichts cooleres, als eine Stadt von oben zu betrachten. Aus luftiger Höhe quasi. Und das noch dazu bei Sonnenuntergang. Sehr romantisch. Doch so romantisch, wie in der Theorie ist es dann schlussendlich doch nicht. Leider. Monsieur ist nämlich über den Punkt und müsste schlafen. Und Madame hat nur im Sinn ihren Bruder zu ärgern. Mühsam, vor allem wenn man bedenkt, dass sich außer uns noch andere Leute in der Kabine befinden.
Im Nachhinein bleibt nur zu sagen: Gut, dass wir keine Champagner Fahrt genommen haben. Erstens hätten wir für Madame da den vollen Preis bezahlt. Und zweitens: Mit zwei übermütigen Kindern wäre das der Alptraum schlechthin gewesen. Ich sage nur Stichwort Gläser. Hätten wir also wieder etwas dazu gelernt.
Als wir wieder am Boden sind beruhigt sich die Lage schlagartig. Monsieur findet endlich in seinen Schlaf und wir beschließen heute einmal mit einem Doppeldecker-Bus Richtung nach Hause zu fahren (Das muss man ja fast machen, wenn man schon einmal hier ist, oder). Die Freude ist auf jeden Fall sehr groß. Bei Madame und mir. Und wie es der Zufall so will ergattern wir auch gleich einen Platz ganz vorne. Im Oberdeck versteht sich. Richtig toll. Ich könnte ewig da sitzen, mit dem Bus Runden drehen und vor mich hin träumen. Madame scheint es gleich zu gehen. Sie genießt es sichtlich hier oben zu sitzen und hinaus zu schauen. Wenn es nach ihr ginge, würden wir ab jetzt nur noch mit dem Doppeldecker-Bus wo hin fahren. Einzig für den Herrn dürfte der Spaß nicht so spektakulär gewesen sein, hat der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt unten zu bleiben und auf Monsieur und Kinderwagen aufzupassen.
London – Die Dritte.
An unserem letzen Tag in London wollen wir die Königin besuchen. In ihrem Palast (wo sonst?). Also haben wir uns früh auf den Weg gemacht, um viel Zeit mit ihr verbringen zu können. Und auch die Wachablöse zu sehen. Allerdings haben sich das tausende von anderen Leuten auch gedacht und deshalb haben wir es gar nicht erst probiert bei ihr anzuläuten. Ist zumindest die Geschichte, die wir Madame erzählt haben. Denn sie hätte keine Kosten und Mühen gescheut, um die nette Dame zu treffen. Und wenn das bedeutet hätte über den Zaun zu klettern. Da sich aber in der Nähe vom Buckingham Palast ein toller Spielplatz befindet, ist das nicht stattgefundene Date mit der Königin schnell wieder vergessen. Zum Glück.
Ganz ohne im Vorfeld Pläne gemacht zu haben, bleibt uns dennoch zu sagen, dass wir es geschafft haben, trotzdem bei vielen Sehenswürdigkeiten vorbei zu kommen: Dem Buckingham Palast, Trafalgar Square, Picadilly Circus, Westminster Abbey, London Bridge, London Eye, Harrods (Falls man das als Sehenswürdigkeit zählen kann), um nur ein paar davon zu nennen. Wie auch immer, das Anschauen sparen wir uns bei den Meisten. Interessiert Madame nämlich wenig. Monsieur ist es egal. Und der Herr und ich kennen das meiste bereits.
Einzig bei Harrods mache wir eine Ausnahme. Ich bin nämlich fasziniert von großen Kaufhäusern. Und dieses hier hat es mir besonders angetan. Warum auch immer. Auch Madame scheint Gefallen daran gefunden zu haben. An der dortigen Spielzeugabteilung nämlich. Spielzeug so weit das Auge reicht – da ist es klar, dass wir so schnell nirgendwo mehr hinkommen heute. Notiz an mich: Vielleicht doch nicht unbedingt das beste Ziel in London, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit erst, kommen wir wieder nach draußen und sehen Tageslicht. Zwar mit Spielzeug im Gepäck, aber immerhin sind wir wieder draußen. Heißt soviel wie Mama ist glücklich. Papa ist glücklich. Und Madame und Monsieur auch. Haben die doch neben vielen neuen Eindrücken auch noch neues Spielzeug.
Die Abreise.
Tja und wie ihr bestimmt schon wisst, geht auch diese Reise einmal vorbei. Für uns ist es heute soweit. Und es fällt uns gar nicht so schwer. Hat uns bis jetzt noch die Sonne unsere Tage hier versüßt, begrüßt uns unser letzter Tag mit typischem Englischen Wetter. Heißt soviel wie es ist nasskalt und windig. Ist zwar auch irgendwie schön, aber nicht mit zwei kleinen Kindern. Da das Herumspazieren so nur noch begrenzt lustig ist. Und ich fairerweise dazu sagen muss, dass wir für diese Eventualität (wieder einmal) nicht optimal ausgerüstet sind. Wir lernen wohl nie ganz dazu.
Nichtsdestotrotz schwingt auf dem Weg zum Flughafen etwas Wehmut mit. Selbst bei Madame, denn wenn es nach ihr ginge, wären wir schon längst nach London ausgewandert. War sie schon kurz davor ihre beste Freundin in ‚unsere Wohnung‘ hier einzuladen. Aber wer weiß – Vielleicht sieht uns auch London irgendwann wieder…
Und mit diesem Gedanken im Kopf landen wir wohlbehalten wieder in Wien. Und jetzt kommt es: Ist unser Urlaub bisher eigentlich sehr stressfrei verlaufen, trifft er uns auf den letzten Metern zur Ziellinie mit voller Wucht. Der Stress. Da sich unser Flug nach hinten verschoben hat, haben wir ab dem Landezeitpunkt nur mehr eine halbe Stunde Zeit um zum Flixbus zu gelangen. An sich ja gar nicht so wenig. Wenn man aber auf die beiden Kinderwägen am Gepäckband warten muss und auch noch den Kindersitz vom Depot holen muss, nicht mehr. Also hilft also nur noch hoffen und laufen. Und zwar schnell.
Wir teilen uns also auf. Monsieur und ich warten auf die Kinderwägen, während Madame und der Herr einen Sprint einlegen und den Kindersitz holen. Mein Herz rast. Innerlich bete ich, dass es sich wohl ausgehen wird. Und siehe da – keine fünf Minuten später sind die Kinderwägen auch schon da. Jetzt heißt es schnell zusammen bauen, Monsieur rein setzen und die restlichen Koffer und Kinderwagen irgendwie zum Bus befördern. Ich laufe so schnell, wie ich wohl kaum zu vor auf einem Flughafen gelaufen bin. Immer die Zeit im Auge. Und siehe da – der Bus ist noch da. Mir fällt ein Stein von Herzen. Ein richtig großer. Denn ein späterer Bus wäre keine Option. Nicht um diese Uhrzeit.
Ein Blick auf die Uhr sagt: Wir haben noch fünf Minuten bis zur Abfahrt. Hoffentlich schaffen es der Herr und Madame rechtzeitig. Und siehe da keine zwei Minuten später kommen sie schon angerannt. Atemlos, aber mit Kindersitz im Gepäck. Zum Glück. Ich habe schon lange nicht mehr so einen großen Nervenkitzel erlebt. Ist also wieder alles gut gegangen und wir können endlich entspannt in Richtung nach Hause fahren.
An dieser Stelle muss ich dazu sagen, dass der nette Buschauffeur sogar noch die ein oder andere Minute länger gewartet hätte. Danke dafür! Das wird bestimmt nicht unsere letzte gemeinsame Fahrt mit dem Flixbus gewesen sein!
Unsere Tipps
♥ Verkehrsmittel
In London kommt man am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln herum. Die Flughäfen sind bequem mit Zug oder Bus erreichbar und in der Stadt kommt man mit der U-Bahn schnell und bequem von A nach B. Wenn man allerdings mehr als nur Tunnel von innen sehen will, dem empfehlen Madame und ich Fahrten mit dem Doppeldecker-Bus. Wenn man sich eine Oyster-Card kauft, dann fährt man günstiger, als für jede Fahrt einzeln zu bezahlen. Man kann London auch zu Fuß besichtigen, allerdings sollte man hier sehr viel Zeit einplanen, denn die Distanzen sind teilweise riesig.
♥ Unterkunft
Da man in London selbst für mittelmäßige Hotels sehr viel Geld bezahlt, empfiehlt es sich auch hier ein Apartment zu buchen. Mit etwas Glück kann man tolle Wohnungen für recht wenig Geld ergattern und so wie ein echter Londoner leben.
♥ Kinderwagen
London ist super gut Kinderwagen-tauglich. Bis auf die U-Bahn. Hier gibt es leider kaum Stationen, die über einen Lift verfügen. So ist entweder Muskelschmalz gefragt oder die Hilfe von Passanten (die wir auch überall angeboten bekommen haben). Da, wie schon erwähnt, die Distanzen sehr weit sind, sollte man sich aber keinesfalls davon abhalten lassen und den Kinderwagen unbedingt mitnehmen!
♥ Essen
In London bekommt man alles. Wirklich alles. Wenn man schnell was snacken möchte gibt es recht viele Supermärkte und Coffeeshops, die zwar preislich ganz okay sind, allerdings nicht viel mehr als typische Sandwiches oder süßes Gebäck anzubieten haben (was mir nach den drei Tagen doch sehr angestanden ist). Das Essen im Restaurant ist recht teuer, aber das Gute ist: Es gibt leistbares Streetfood in allen Variation, das zwar auch nicht das Gesündeste ist, aber trotzdem lecker.
♥ Der Preis
London ist eine Großstadt, also teuer (Obwohl im Vergleich zu Ibiza sogar um einiges günstiger). Das muss einem bewusst sein. Wenn man aber auf Restaurant-Besuche verzichtet, ein günstiges Apartment statt einem Hotel nimmt, sich die Oyster-Card besorgt und nicht viel transchelt, der kann auch hier viel erleben, ohne Unsummen auszugeben. Es kommt immer drauf an, was einem persönlich wichtig ist und was nicht.
♥ Das Fazit
Uns hat es außerordentlich gut gefallen. Selbst mit zwei Kleinkindern habe ich London nicht als übermäßig hektisch empfunden. Nicht hektischer als Wien zum Beispiel. Wenn man sich ein klein wenig an die Bedürfnisse der Kleinsten anpasst, kann man selbst in einer großen Stadt wie London einen tollen entspannten Urlaub genießen.
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