Mama-Papa Auszeit in Amsterdam
Wir sitzen schon wieder im Flugzeug. Dieses Mal nur der Herr und ich. Madame und Monsieur haben wir zu Hause (oder besser gesagt bei Oma und Opa) gelassen, denn dieses Mal soll es eine kleine Auszeit vom Mama und Papa-Sein geben.
An sich ja keine schlechte Idee. Oder? Denn neben Kindern, Arbeit und Alltag bleibt oft zu wenig Zeit zu zweit. Viel zu wenig Zeit, die wir als Paar verbringen. Trotzdem, die Entscheidung dieses Mal ohne Kinder auf Reisen zu gehen, ist keine leichte. Denn schließlich sind Madame und Monsieur ja ein großer (wenn nicht sogar der größte) Teil unseres Lebens, dem wir die weite Welt zeigen möchten.
Wie man sieht – zu lange überlegen darf man nicht. Deshalb haben der Herr und ich spontan die Flüge nach Amsterdam gebucht. Heißt also: Die Würfel sind gefallen – jetzt gibt es kein Zurück mehr. Außerdem ist es ja nicht für immer. Um möglichst kurz nur ohne Kinder zu sein haben wir uns für folgende Flugzeiten entscheiden: Freitags spät nach Amsterdam und früh am Sonntag wieder zurück. Wobei wir Letzteres schlussendlich noch bereuen werden. Mehr dazu aber etwas später.
So sitzen wir am Freitag also am Flughafen und warten auf unseren Flug. Ich bin hin und her gerissen zwischen meinen Gefühlen. Zum einen ist da die Vorfreude auf Amsterdam, die groß ist. Zum anderen erinnern mich viele Dinge an Madame und Monsieur. Wie zum Beispiel der Spielplatz (Wenn die beiden jetzt da wären, da wären sie bestimmt dort). Schlussendlich ist es aber schon die Vorfreude, die überwiegt.
Der Flug vergeht schnell (Amsterdam ist ja nicht weit weg). Es ist aber trotzdem komisch ‚alleine‘ zu sein. Es ist irgendwie so ruhig. Madame und Monsieur fehlen mir. Auch dem Herrn geht es ähnlich. Ich sitze also so da und schaue traurig aus dem Fenster. Bis ich auf einmal in meiner Jackentasche einen Stein entdecke, den Madame mir einmal geschenkt hat. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie ich mich in dem Moment freue. Und das Beste: Auf einmal ist auch mein komisches Gefühl wie weggeblasen und mein Herz nicht mehr ganz so schwer. Wahnsinn, was so kleine Dinge manchmal ausmachen!
In Amsterdam angekommen ist vorerst einmal alles vergessen. Es ist viel zu spannend in einer fremden Stadt zu sein. Außerdem fühlt es sich richtig toll an einmal mit dem Herrn alleine Richtung Hotel zu spazieren. Ganz ohne einen Kinderwagen zu schieben und dabei Madame motivieren zu müssen weiter zu gehen. So kann man eine Stadt ganz anders erleben. Hat viel mehr Zeit zu schauen. Das gefällt mir.
Unser Hotel ist so recht schnell gefunden. Jetzt stellt sich in Anbetracht der mittlerweile doch recht späten Stunde (es ist 2330) nur noch eine Frage: Im Hotelzimmer bleiben und schlafen (die vernünftige Lösung), oder doch noch die Stadt unsicher machen (die unvernünftige Lösung)? Der Herr und ich wählen – wer hätte das gedacht – letzteres. Wenn wir schon einmal kinderlos und vogelfrei sind, muss man die Zeit auch nutzen! Schlafen können wir ja auch zu Hause (Ironie ende). Also stürzen wir uns auf ein Getränk ins Nachtleben. Ein paar mehr Getränke (und Stunden) später sind wir dann auch wirklich im Bett.
Am nächsten Morgen muss ich erfreulicher Weise feststellen, dass es um meine Kondition noch nicht so schlecht bestellt ist. Denn selbst nach nur wenigen Stunden Schlaf fühle ich mich fit wie damals mit 17. Schlafentzugstraining à la Monsieur sei Dank. Pläne haben wir für den heutigen Tag keine. Und auch kein Hotelzimmer mehr (da wir ein fixes Date mit dem Nachtleben haben, haben wir nämlich schon im Vorfeld nur eine Nacht im Hotel gebucht – alles andere wäre Verschwendung). So schlendern wir ohne jegliche Verpflichtungen durch die Stadt.
Es tut richtig gut einmal nur für uns zu sein. Ich habe fast schon vergessen, wie toll das ist. Sich irgendwo hinein zu setzten, stundenlang sitzen zu bleiben, zu reden und Leute zu beobachten. Die gemeinsame Zeit tut richtig gut. Auch eine ausgedehnte Grachtenfahrt ist für uns drinnen. So bekommen wir einen ganz anderen Eindruck von Amsterdam.
Auch wenn das alles mit Kindern nicht ganz so entspannt ablaufen würde, fehlen mir die beiden sehr. An jedem Spielplatz werde ich an sie erinnert und denke mir, wie viel Spaß die beiden hier wohl hätten. Auch wenn ich mir so einen Amsterdam-Trip mit Kleinkindern eher etwas stressig vorstelle. Stichwort Wasser. Denn davon gibt es hier genug. Ich frage mich wie die Amsterdamer das mit ihren Kindern machen?
Am Abend kommt er dann, der Einbruch. Wir sind beide müde, der Herr und ich. Die kurze Nacht macht sich bemerkbar. Und auch die vielen Kilometer, die wir zu Fuß abgespult haben stecken uns in den Knochen. Scheinbar sind wir doch keine 17 mehr! Ein kurzer Powernap ist ja leider nicht drinnen, weil Hotelzimmer haben wir ja keines mehr. Also heißt es irgendwie die Zeit herum bringen, bis unser Date mit dem Nachtleben, ein Gig von Solomun, beginnt. Zugegebenermaßen der eigentliche Grund warum wir überhaupt nach Amsterdam geflogen sind. Denn nachdem wir ihn auf Ibiza zum ersten Mal live gehört haben und ihn für außerordentlich gut befunden haben, wollten wir ihn unbedingt noch einmal sehen. Ob er von seinem Glück mit uns ein Date zu haben auch etwas weiß beziehungsweise je wissen wird, sei einmal dahin gestellt. Aber darum geht es ja nicht. Sondern wohl eher um den Spaß, den wir dabei haben.
Trotzdem drängt sich zwischendurch die Frage auf, ob wir es wirklich tun sollen und noch einmal Party-machen. Oder doch lieber ein Hotelzimmer buchen und schlafen. Wir entscheiden uns dieses Mal wieder fürs Party-machen. Genau deswegen sind wir ja (heute) hier. Und es zahlt sich aus. Sowas von. Die Musik ist toll, die Show und die Leute auch. Und das wohl Wichtigste: Der Herr und ich haben richtig viel Spaß beim Tanzen und Zuhören.
Als es gegen 0400 in der Früh Zeit ist zu gehen (ihr wisst ja der frühe Rückflug) bereue ich es zum ersten Mal diese Flugzeiten gewählt zu haben. Ich könnte nämlich noch ewig hier bleiben und tanzen. Von anfänglicher Müdigkeit ist nicht mehr vorhanden. Was haben wir uns nur dabei gedacht? Aber gebucht ist nun einmal gebucht. Kurz spiele ich zwar mit dem Gedanken den Rückflug einfach zu verpassen, doch dann treten Madame und Monsieur wieder in mein Bewusstsein, und ich weiß wieder warum wir uns so entschieden haben.
Am Flughafen kommt sie dann wieder, die Müdigkeit. Besser gesagt kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, je so müde gewesen zu sein. Aus lauter Panik zu verschlafen, muss ich mir sogar einen Wecker stellen. Was sich als sehr gute Idee erweist. Denn ohne ihn hätten wir den Flug garantiert verschlafen. Und das wäre dann wohl die schlechteste Option überhaupt gewesen.
Die kurze Wachphase um das Flugzeug zu boarden tut der Müdigkeit keinen Abbruch. Denn noch bevor der Flieger abhebt, sind wir beide schon wieder angekommen, im großen Land der Träume (jeder, der Flugangst hat, hätte uns um unseren tiefen Schlaf beneidet, da bin ich mir sicher). So kommen wir relativ entspannt und ausgeruht (so viel zwei Stunden eben hergeben) wieder in Graz an.
Die Wiedersehensfreude mit Madame und Monsieur ist riesig, auch wenn der restliche Tag doch etwas anstrengender ist, als ich gerne zugeben würde. Dennoch bin ich zum Schluss froh, diesen frühen Rückflug gewählt zu haben. Denn nichts ist schöner als mit allen wieder vereint zu sein.
Ich würde es übrigens sofort wieder tun. Zu zweit, ohne Kinder, zu verreisen. Man kann ganz andere Dinge machen (wie eben wieder einmal 17 sein), nimmt seine Umgebung ganz anders wahr und das wohl wichtigste: Man kann sich wieder ganz auf das Paar-sein konzentrieren und die Batterien wieder aufladen. Heißt soviel wie: Es wird für uns bestimmt ein nächstes Mal geben. Und das hoffentlich schon bald!
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