Die Mama als Sportgerät
– Yoga mit Kindern
Es ist 1900. Montag Abend. Und den verbringen wir heute nicht auf dem Sofa oder sonst wo, sondern im neutralen Vierfüßlerstand. Man mag es kaum glauben aber wir machen tatsächlich Yoga – unsere neueste abendliche Lieblingsbeschäftigung.
Okay, an dieser Stelle muss ich kurz korrigieren: Ich mache Yoga. Und die Kinder turnen um mich herum. Oder besser gesagt auf mir. Denn während ich mich auf meine Atmung fokussiere, hat Madame meinen Rücken bestiegen und sich dort häuslich eingerichtet. Monsieur war ebenso nicht untätig und hat die Fläche unter mir als Liegeplatz auserkoren. Beide haben also richtig Spaß an der Sache. Ich übrigens auch. Obwohl ich mich ganz schön konzentrieren muss, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und umzufallen.
Aber das nehme ich nur zu gerne in Kauf. Denn ich habe lange danach gesucht. Nach einer Sportart, die zu mir passt. Die sich in meinen Alltag integrieren lässt. Denn neben Vollzeit-Arbeit, Kindern, Haushalt und tausenden von anderen Ideen, die auch umgesetzt werden wollen, ist es gar nicht so einfach sich abends noch zu motivieren. Erst alles zusammen zu packen, ins Fitnessstudio zu pilgern, zu trainieren und dann wieder nach Hause zu radeln, um dort wieder alles wegpacken zu müssen – ein beachtlicher Aufwand. Da geht nämlich ganz schön viel Zeit drauf. Auch zum Laufengehen kann ich mich im Winter (Stichwort: ‚kalt‘) nie wirklich durchringen. Da ist das warme Wohnzimmer meist doch verlockender. Also muss es etwas sein, das idealerweise von zu Hause aus machbar ist. Vorzugsweise dann, wenn die Kinder schon in ihren Betten liegen und schlafen. Etwas, das kaum Equipment benötigt und auch in Länge und Intensität je nach Lust und Laune variabel ist.
Ich gebe zu, die Anforderungen sind hoch. Zu hoch? Denn lange Zeit ist nichts passiert. Habe hier und da eher lustlos ein paar Übungen gemacht und das war es dann auch schon. Bis ich durch Zufall auf den Yoga-Youtube-Kanal von Mady Morrison gestoßen bin. Aus Neugier habe ich mich dort rein geklickt, ein paar Dinge ausprobiert und bin direkt hängen geblieben.
Tja, und seitdem wird bei uns im Haus so gut wie jeden Tag Yoga gemacht. Vor allem die Kinder haben großen Gefallen am Yoga, beziehungsweise an Mama als Sportgerät, gefunden. Hier muss ich meinen Hut vor Madames Einfallsreichtum ziehen. So versucht sie in letzter Zeit nämlich immer die Rutsche von unserem Piklerdreieck umzufunktionieren um damit von meinem Rücken herunter zu rutschen. In der Theorie zwar lustig. In der Praxis hat das noch nie funktioniert. Das stört Madame aber herzlichst wenig. Sie versucht einfach weiter. Wird schon einmal was werden aus dem Vorhaben.
Man sieht schon, der Kreativität sind im Yoga keine Grenzen gesetzt. Das mag ich. Genau so die Tatsache, dass Yoga für jeden was ist. Egal ob für Groß oder Klein. Niemanden ausschließt und es einem selber überlassen ist in seinen Körper hineinzuspüren was dieser gerade braucht, was er kann und was er machen möchte. Heißt soviel wie es ist für jede Stufe, jedes Können, jede Motivation etwas dabei.
Yoga ist zwar an den Tagen wo die Kinder mitmachen nicht ganz so entspannend, wie ich gerne hätte, aber Spaß macht es allemal. Riesen Großen. Und da ich ja sonst kaum zum Sportmachen komme, ist mir sowieso alles Recht.
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf heute Abend, wenn es wieder heißt: ‚Mama, wollen wir Yoga machen?‘.
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