24 Stunden in Barcelona
Wenn ein Lieblingsmensch auswandert, dann soll man nicht traurig sein, sondern einfach etwas tun. Ihn besuchen zum Beispiel. Und genau das in Kombination mit günstigen Tickets hat uns dort hin gebracht, wo wir jetzt sind. Nämlich im Flieger nach Barcelona.
Also der Herr und ich. Wir haben uns nämlich ein paar Tage frei genommen und sind ohne die Kinder unterwegs. Gut, ein paar Tage ist übertrieben. Es ist eher eine Nacht. Aber selbst für so kurze Zeit lohnt es sich mit dem Flugzeug zu vereisen. Zumindest wenn man, so wie wir, in Mitteleuropa lebt und viele Metropolen in gerade einmal zwei Stunden Flugzeit erreichen kann.
Es ist zwar schon das zweite Mal, dass wir ohne die Kinder irgendwo hinfliegen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass es ein komisches Gefühl ist, ohne die beiden in ein Flugzeug zu steigen. Auf der einen Seite geben sich nämlich ganz große Vermissung und was-wäre-wenn-Gedanken ein Stelldichein. Auf der anderen Seite kämpft die Vorfreude auf Premiumzeit zu zweit um ihren Platz in meinen Gedanken. Und schlussendlich ist es dann auch genau die, die überwiegt. Außerdem sind Madame und Monsieur bei Oma und Opa ja bestens aufgehoben. Und die Zeit, die sie ohne uns verbringen tut ihnen genau so gut wie uns!
Tja, und ein paar Gedankenduelle später sind wir dann auch schon da. Angekommen im sonnigen Barcelona. Gut, bis wir wirklich in der Stadt sind, dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit (vierzig Minuten um genau zu sein,) und sehen tut man nicht wirklich viel (Stichwort U-Bahn), aber die Zeit kann man ja gut nutzen. Für Gespräche zum Beispiel. Oder zum Leute beobachten.
Das Hotel.
Unser erster Weg in Barcelona führt uns dann in unser Hotel. Denn irgendwo müssen wir uns ja von unserem Gepäck befreien, bevor wir die Stadt unsicher machen. Logisch. Da wir eine Nacht kinderfrei haben, und das nicht so oft vorkommt, haben wir uns für kein zweckmäßiges Nullachtfünfzehn Hotel entschieden, sondern für ein Hotel, das sehr zentral liegt, gut aussieht und tolle Bewertungen hat. Das Olivia Balmes Hotel.
Ein wirklich tolles Hotel, das unsere Erwartungen sogar übertrifft. Das Personal ist super freundlich, zum Scherzen aufgelegt und wirklich sehr bemüht unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Unser Zimmer ist modern und so groß, dass wir locker zu viert darin Platz gehabt hätten (Hallo Vermissung, da bist du ja wieder!). Was mir sehr gut gefällt. Auch an das gewisse Extra wird hier gedacht: Wie zum Beispiel Wasser zur Begrüßung und eine Flasche Cava und kleine Snacks, die am Abend plötzlich im Zimmer stehen und darauf warten getrunken und gegessen zu werden. Eine tolle Überraschung.
Auch einen Pool hat das Hotel zu bieten. Einen Pool über den Dächern Barcelonas. Den wir allerdings aus Mangel an Zeit, Badesachen und warmer Temperaturen nicht nützen. Nicht weiter schlimm, denn zum Plantschen sind wir ja nicht hergekommen.
Die Stadt.
Viel mehr um eine tolle Zeit in der Stadt zu genießen, das spanische Lebensgefühl aufzusaugen und mit nach Hause zu nehmen. Und dafür eignet sich Barcelona in meinen Augen sehr gut. konkret heißt das für uns durch die Straßen zu flanieren, ohne dass uns dabei langweilig wird. Denn es gibt richtig viel zu entdecken. Tolle Architektur (Stichwort Gaudi), viele kleine Lokale, den Strand, das Meer und noch viel mehr.
Obwohl wir kein Ziel haben, kommen wir an der ein oder anderen Sehenswürdigkeit vorbei. Das ist der Vorteil, wenn man sich gegen die U-Bahn und für den Fußmarsch entscheidet. Man kann das Flair genießen, sieht trotzdem die ein oder andere Touristenattraktion und bekommt das Leben auf der Straße mit. Kurz gesagt: Man kann eine Stadt aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus betrachten. Ich mag das sehr.
Das Essen.
Allerdings läuft man so schneller Gefahr sich in eines der vielen Lokale zu begeben und bei Tapas und Vino Tinto hängen zu bleiben. Was der Freude keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil sogar. Denn Tapas, Rotwein und gute Gespräche mit tollen Leuten sind eine super Kombination und eigentlich einer der Hauptgründe warum wir überhaupt hier gelandet sind.
Vor allem das Dreiergespann Alioli, Oliven und Brot hat es mir angetan. Da könnte ich mich wirklich hinein legen, so gut. Da bräuchte ich nicht mehr, obwohl auch die diversen Kartoffelgerichte nicht zu verachten sind. Von Fleisch und Fisch will ich gar nicht erst reden. Das tolle an den Tapas: Erstens sind sie nicht teuer. Und zweitens fördern sie die Geselligkeit. Denn üblich ist es, sich diese zu teilen. Tja, wenn die Spanier eines können, dann ist es gut kochen und das Gekochte dann gemeinsam genießen. Denn alleine isst sichs nicht so gut, wie in Gesellschaft. Logisch.
So kommt es, dass wir uns nur schwer von einem Lokal los reißen können. Nur um an der nächsten Ecke schon wieder ins nächste zu stolpern. Ihr seht schon, das spanische Savoir-vivre haben wir uns schnell angeeignet.
Und wo wir am Abend aufhören, machen wir am nächsten Tag einfach weiter. Also mit dem Essen. Da wir uns dazu entschieden haben nicht im Hotel zu frühstücken, müssen wir uns in freier Wildbahn etwas zu essen suchen. Gut ganz so dramatisch ist es nicht, hat doch unser ausgewanderter Lieblingsmensch schon ein tolles Lokal zum Brunchen für uns auserkoren. Nämlich das Brunch & Cake by the sea.
Ein sehr hippes und trendiges Lokal. Allerdings sind wir heute nicht die einzigen, die hier frühstücken wollen, wie die riesige Schlange vor der Eingangstür verrät. Aber wie ist es so schön, wenn man sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann muss man es auch durchziehen. Wir halten durch und werden am Ende mit tollem Essen belohnt. Die Auswahl ist riesig. Vor allem gesunde Speisen finden sich viele auf der Karte. Der Herr und ich haben uns für Eggs Benedict, den Breakfast Burrito und den Protein-Salad entschieden. Super lecker. Das Warten macht sich hier definitiv bezahlt.
Das Sightseeing.
Zugegeben, ganz ohne klassisches Sightseeing geht es dann doch nicht. Denn ehe es nach einem ausgedehnten Meerspaziergang für uns schon wieder nach Hause geht, haben wir noch ein Date. Ein Date mit der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Barcelonas. Mit der Sagrada Familia. Denn wenn man etwas in Barcelona gesehen haben muss, dann ist es für mich diese Kirche. Und da der Herr selbst noch nie die Ehere hatte, kann ich das auch als perfekte Ausrede nutzen, um nicht als Obertourist abgestempelt zu werden 😉
So finden wir uns am Abend glücklich, mit vielen Eindrücken und großer Vorfreude auf Madame und Monsieur im Flieger wieder. Also ich bin der Ansicht, dass wir richtig viel erlebt haben. Die 24 Stunden haben sich auf jeden Fall mehr als nur ausgezahlt. Eine Ortsveränderung tut immer gut. Premiumzeit ohne Kinder auch. Egal wie lange sie dauert. Ergo bereue ich es kein bisschen, nur für so kurze Zeit gekommen zu sein. Das war bestimmt nicht unsere letztes Mal.
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