Eine Straßenbahnfahrt, die ist lustig…
Wir sind gerade aus der Tür draußen, als ich sie sehe. Die Straßenbahn, die sich mit rasantem Tempo der Haltestelle annähert. ‘Jetzt oder nie!’, denke ich mir. Nehme Madame an die Hand und Monsieur auf den Arm und starte los. Laufe, was das Zeug hält, um diese Tram noch zu erwischen. Denn wir sind spät dran. Jede Minute zählt. Und gerade als der Ton ertönt, der das Schließen der Türen signalisiert, schaffen wir es über die Schwelle zu hüpfen und ins Innere zu gelangen. Eine Punktlandung also, die wir da hingelegt haben.
Die sich allerdings schnell als Fehler erweist. Denn die Straßenbahn ist voll. Bummvoll, wie man in Österreich auch sagen würde. Und es wird nicht besser. An jeder Station drängen sich noch mehr Menschen bei den Türen herein. Und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt immer noch ein Mensch daher. Oder anders gesagt: Herzlich willkommen im Grazer Feierabend-Verkehr!
Eigentlich ja eine ganz normale Szene. Allerdings bringt mich das heute ganz schön ins Schwitzen. Denn wir haben keinen Kinderwagen dabei. Heißt also, dass zwei Plätze gefunden werden müssen. Einer für Madame. Und einer für Monsieur. Madame hat gleich Glück und schafft es einen Sitzplatz zu ergattern. Sehr gut. So kann ich nämlich meine ganze Aufmerksamkeit dem kleinen Monsieur zu Teil werden lassen. Und die wird dort auch dringend gebraucht. Haben wir uns nämlich von den vielen Leuten immer weiter in die Ecke drängen lassen. Ganz in die Nähe des Notrufknopfes.
Tja, und genau dieser leuchtet so schön. Schreit förmlich danach gedrückt zu werden. Genau darum lässt sich Monsieur natürlich nicht zwei Mal bitten. Im ersten unbeobachteten Moment drückt er zu. Ganz still und heimlich. Ich – gerade damit beschäftigt an Madame zu appellieren, doch bitte ihren Sitzplatz nicht aufzugeben – werde auf einmal aus meinem Tun heraus gerissen. ‚Notrufzentrale, wie lautet ihr Notfall?‘, ist laut durch die Straßenbahn zu hören. Mir wird heiß und kalt gleichzeitig und hoffe, dass die Bim jetzt dank uns keine Notbremsung hinlegt.
Dieser Fall tritt zum Glück nicht ein. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, als die Fahrt ganz normal weiter geht. Wobei normal ist relativ. Monsieur hat nämlich – jetzt wo er weiß, dass neben dem tollen Licht auch noch etwas anderes passiert – noch größeren Spaß daran den Knopf zu drücken, als je zuvor. Und genau dies zu verhindern ist meine Aufgabe für den Rest der Fahrt.
Obwohl ich alle Register ziehe, ihn versuche durch alle möglichen Sachen abzulenken, hat er nur Augen für diesen einen Knopf. Das kann ja nicht wahr sein. Innerlich verfluche ich meine Blauäugigkeit keine Snacks oder Spielzeug mitgenommen zu haben. Aber wie heißt es so schön: Selber schuld! Deswegen verbringe ich den Rest der Fahrt auf dem Boden kniend. Auf der einen Seite Monsieur. Auf der anderen der Notrufknopf.
Ich bin zwar schon mal bequemer mit der Straßenbahn von A nach B gekommen, aber meine Taktik funktioniert. Ganz nach dem Motto ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘, wird Monsieur ruhig und widmet sich anderen Tätigkeiten. Dem Plappern zum Beispiel. Herrlich. Darüber hinaus erfüllt meine Sitzposition in Kombination mit einem plappernden, wieder gut gelaunten, Kleinkind noch einen weiteren Zweck: Es erheitert das ein oder andere Gemüt unserer Mitreisenden. Wenn das nur immer so ‚einfach‘ ginge….
Entspannt bin ich zwar nicht, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit an unserem Bestimmungsort ankommen, aber man muss es so sehen: Wir haben es geschafft. Und das ohne Notbremsung oder dergleichen. Dennoch – Das nächste Mal werde ich dann doch wieder zu Fuß gehen!
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