Überraschend Großmutter!
Gastbeitrag von der Oma:
Heute melde ich mich als Großmutter von Madame und Monsieur, bin Oma Münzi um genau zu sein, benannt nach einem Teil des Straßennamens unserer Wohnadresse und als Unterscheidung zur weiteren Oma.
Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich bald Großmutter werde ich hätte ihn ausgelacht und jede Wette verloren. Heutzutage kriegen junge Paare keine Kinder vor dreißig und meine schon gar nicht.
Als dann eine Essenseinladung meiner älteren Tochter ins Haus stand, mein Mann, meine weitere Tochter und ich uns nichts ahnend in der Wohnung einfanden und dort die Nachricht hörten: „Ich bin schwanger“ hätte ich gerne meinen Gesichtsausdruck gesehen….
Ich muss gestehen, es war ein Riesenschock! Ich wollte zwar immer Großmutter werden, aber nicht jetzt schon!!! Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Gerade erst waren meine beiden Mädels der Pubertät entwachsen und ein wenig Ruhe eingekehrt und jetzt soll es schon wieder losgehen? Diesmal mit Babygeschrei, Windeln wechseln, schlaflosen Nächten, Zähne kriegen usw. Zehn Jahre könnte sie noch ein unbeschwertes Leben leben ohne Verantwortung für ein kleines Kind zu haben, könnte ihre Ausbildung beenden, reisen, Partys feiern und am nächsten Tag ausschlafen, die Sonntage auf der Couch verbringen etc. Ich war wie paralysiert und dieser Zustand hielt einige Wochen an.
Nach und nach und als auch die ganze Verwandtschaft und Freunde eingeweiht waren, wurde es leichter und ich konnte mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich halt doch früher als gedacht Großmutter werde. Am Tag der Entbindung war ich so angespannt und nervös, als würde ich das Kind auf die Welt bringen müssen. Gottseidank ging alles gut und Madame war ein gesundes und kräftiges Mädchen und ihre Eltern machten die Sache sehr gut. Natürlich ist man dann auch sehr stolz und muss aufpassen den Freunden nicht auf die Nerven zu gehen vor lauter Babyerzählungen und -schwärmereien.
Madame entwickelt sich prächtig und der Alltag funktioniert gut. Montag ist Oma-Tag und ich komme sehr gut mit meiner Rolle zurecht, man hat ja selber zwei Mädchen groß gezogen und ist sofort wieder im Wickel- und Füttermodus. Nach einem Jahr geht Madame teilweise zur Tagesmutter, Mama und Papa arbeiten, die Ausbildung wird weiter verfolgt und alles läuft in Bahnen. Kinder werden schnell groß und wenn alle zusammenhalten wird es gut gelingen.
Bis es nach ca. eineinhalb Jahren wieder eine Essenseinladung gab! Wieder mit dem Satz beim Essen: „Ich bin schwanger“ (seitdem habe ich ein gestörtes Verhältnis, was Essenseinladungen meiner älteren Tochter betrifft).
Ein zweites Kind? Die wollen es aber wissen! Nun wird es schon ernst im Leben. Den Alltag mit einem Kind kann man ja noch so einigermaßen organisieren aber mal zwei schaut es schon anders aus: Das ist schon ein Vollzeitjob mit doppeltem Zeitaufwand, doppelten Ausgaben und noch weniger Schlaf. Zwei Wickelkinder – ich hatte den gleichen Abstand zwischen meinen Mädchen und das erste Jahr war wirklich sehr anstrengend. Wieder gibt es viele Gedanken meinerseits.
Aber auch Monsieur kommt gesund auf die Welt und entwickelt sich prächtig. Nie vergesse ich den Augenblick, als mein Mann und ich mit Madame das erste Mal ihren Bruder im Krankenhaus besuchen. Madame geht zum Bettchen und schaut ihn an, dann stupst sie ihn und sagt ganz erstaunt: „Der bewegt sich!?“ Er ist also lebendig und keine Puppe.
Natürlich kann ich mir das Leben ohne Madame und Monsieur jetzt gar nicht mehr vorstellen. Wenn ich sie ein paar Tage nicht sehe vermisse ich sie.
Sind sie da geht es mittlerweile ganz schön rund. Ich habe zu tun! Da wird das Kochen dann schon logistisch geplant, damit es sich zwischen Buch vorlesen, Vorsingen, Türme und Brücken mit Bausteinen bauen, Autos durch Brücken fahren lassen, Ball spielen, Rollenspiele veranstalten, volle Windeln wechseln, rotzige Nasen putzen usw. ausgeht. Wenn dann zu Mittag beiden das Essen schmeckt und Monsieur jeden Bissen mit einem „lecker“ goutiert, ist Oma glücklich.
Später kommt dann Opa und jetzt wird erst richtig getobt. Er darf auf allen Vieren durch das Haus krab‐ beln mit Madame auf dem Rücken, muss Verstecken spielen, Wettläufe im Gang veranstalten, hüpfen und catchen. Wenn die Jahreszeit und das Wetter es erlauben werden diese Aktivitäten in den Garten verlegt und das Trampolin, die Schaukel und das Klettergerüst sind im Dauereinsatz, genauso wie Opa.
Ein großer Vorteil des Großmutterseins offenbart sich dann am Abend: Wenn beide zum Umfallen müde, quengelig und überdreht sind kann ich sie den Eltern zurückgeben und es mir auf der Couch gemütlich machen. Das ganze Abendritual mit baden, Zähne putzen etc. erspare ich mir.
Naja so schnell geht’s dann auch wieder nicht mit dem Füße hochlegen. Zuerst müssen auch das im ganzen Haus verstreute Spielzeug eingesammelt, die ausgeräumten Küchenladen wieder eingeräumt und die Essensreste auf und unter dem Tisch weggewischt werden. Aber dann….
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