Flugangst
Wir sitzen am Flughafen. Auf gepackten Koffern, mit Kind und Kegel und warten auf den Abflug. Auf den Abflug in den Urlaub.
Wir sind früh dran (mit Kindern gehen wir gerne auf Nummer sicher) und haben daher noch Zeit. Viel Zeit. Während ich also so da sitze und die Kinder beim Herumlaufen beobachte, verliere ich mich in meinen Gedanken. Gebe mich voll und ganz meiner Vorfreude auf unseren Urlaub hin. Naja fast. Wäre da nicht so ein komisches Gefühl, das gerade im Begriff ist, sich in meinem Bauch auszubreiten.
Erst ist es nur ein kleiner Funke, ein klitzekleiner Anflug eines mulmigen Gefühls, welcher beim Anblick der startenden Flugzeuge im Hintergrund, rasend schnell größer und größer wird. Meine Gedanken im Kopf haben sich verändert. Sie drehen sich förmlich im Kreis. Und das immer um ein und dieselbe Frage herum:
Was ist, wenn wir abstürzen? Was passiert dann?
Tja, dumme Frage eigentlich. Was wird schon sein? Mitbekommen wird man davon wohl nicht mehr allzu viel. Von dem her egal. Doch das, was mich an dem Gedanken am meisten stört ist Folgendes: Das will ich nicht für meine Liebsten. Weder für Madame, noch für Monsieur, noch den Herrn. Logisch. Ich bleibe regelrecht in dem Gedanken hängen, wie schrecklich es nicht wäre, wenn sie ihr Leben nicht weiter führen können. In Ruhe aufwachsen können. Ihr Leben genießen können. Dabei ist es doch einfach vorbei, wenn es vorbei ist. Oder?
Trotzdem eigenartig, woher das auf einmal kommt. Angst vorm Fliegen hatte ich noch nie. Ganz im Gegenteil sogar. Das Flugzeug war und ist eines meiner liebsten Verkehrsmittel. Es gibt kein besseres Gefühl, als hoch oben über den Wolken zu sein und gleichzeitig so schnell voran zu kommen. Und dennoch ist es auf einmal da. Dieses Gefühl. Diese leichten Anwandlungen von Flugnervosität. Wo kommt das her? Wo führt das hin?
Das Gedankenkarussell dreht sich weiter und weiter. Merkwürdig, dass so eine Angst beim Fliegen so präsent sein kann, während genau diese beim Einsteigen in eine Auto, einen Bus oder einen Zug so gut wie gar nicht vorhanden ist. Obwohl dabei weit mehr passiert. Wie auch immer.
Nach außen versuche ich cool zu bleiben. Will mir vor den Kindern und vor allem dem Herrn nichts anmerken lassen, schließlich war ich diejenige, die noch vor ein paar Jahren über eben diese Nervosität des Herrn gelacht hat.
Zum Glück ist fürs erste genug mit dem Kopfkino – Das Boarding geht endlich los. Mit dem vielen Handgepäck und den wuselnden Kindern bin ich hier zum Glück so beschäftigt, dass genau diese Gedanken keinen Platz mehr haben. Doch spätestens als wir gemütlich sitzen, ist es wieder da. Das mulmige Gefühl in meinem Bauch. Die Angst nicht am Bestimmungsort ankommen zu können. Die Angst das Bevorstehende nicht mehr genießen zu können.
Und genau da wären wir beim Punkt: Ich fühle mich manchmal so sehr in meinem Alltag gefangen, dass ich quasi für den nächsten Urlaub lebe. Anstatt mir selbst etwas von diesem Urlaubsgefühl in den Alltag zu holen (hier habe ich schon einmal darüber geschrieben). Vermutlich ist es genau diese Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub, auf die bevorstehende Ortsveränderung, auf das bevorstehende Entfliehen aus den Fängen des Alltags, was diese Angst in mir auslöst. Beziehungsweise der Gedanke daran, dass das, auf das ich mich wochenlang gefreut habe nicht eintreten könnte. Aus welchem Grund auch immer.
Ich sitze also da. Monsieur auf meinem Schoß. Madame und der Herr zu meiner Rechten und schaue aus dem Fenster und denke so vor mich hin. Das Flugzeug startet seine Triebwerke. Rollt zur Startbahn. Beschleunigt und hebt ab. Und siehe da: Spätestens nach dem Erreichen der Reisegeschwindigkeit ist sie auf einmal wie weggeblasen. Diese Flugnervosität. Oder wie auch immer man das nennen mag. Und das, obwohl der Großteil des Fluges ja noch bevor steht…
Fakt ist, diese Nervosität hatte ich bisher nur in Begleitung von Madame und Monsieur. Nie wenn ich alleine unterwegs war. Ich bin gespannt ob es beim nächsten Mal auch wieder so sein wird. Abhalten wird es mich trotzdem nicht. Denn daheim sitzen ist keine Option. Zumindest nicht für mich.
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