#stayhome – Gedanken zur Situation
Nun befinden wir uns schon in der sechsten Woche zu Hause. Madame, Monsieur, der Herr und ich. In einer drei-Zimmer-Wohnung ohne Balkon.
Soweit so gut. Wären da nicht noch die Ausgangsbeschränkungen, der Herr, der Homeoffice macht, ich, die Teilzeit-Homeoffice in Kurzarbeit, und die beiden Kinder, die zwar super alleine spielen können, aber auch gerne bespaßt werden wollen. Regelmäßig essen wollen wir natürlich auch und der Haushalt will nebenbei genau so geschupft werden. Darüber hinaus haben auch der Herr und ich noch Bedürfnisse wie Bewegung und Projekte, die nicht zu kurz kommen wollen. Und das alles in 3 Zimmern, ohne Balkon.
Ja richtig gelesen – wir haben keinen Balkon. Brauchten wir bis dato auch nicht wirklich. Wir konnten ja einfach raus gehen. Abende im Park verbringen, oder bei Freunden, oder sonst wo (Gut, ganz so einfach war es natürlich nicht, und es gab auch immer wieder Situationen wo mir ein Balkon sehr gefehlt hat, allerdings hat sich bis dato einfach noch nicht das Richtige ergeben). Tja und jetzt, wo man all das nicht mehr ‘darf’, fehlt mir die Möglichkeit um einfach mal kurz Luft zu schnappen sehr.
Abgesehen davon ist unser ‘neuer Alltag’ ganz gut bewältigbar. Vor allem, wenn man sich darauf einlässt. Denn ändern können wir gerade nichts. Logisch. Deswegen müssen wir das alles so annehmen, in unseren Möglichkeiten denken und kreativ sein, was das zu Hause sein betrifft.
Wir haben zwar bewusst keine richtige Struktur in unseren Tagesablauf gebracht (ich bin kein großer Fan von davon), dennoch schleicht sich mittlerweile so etwas wie ein Alltag ein. Und dazu zählen das Aufstehen mit Anziehen und Herrichten (von Jogginghosen bin ich auch kein großer Freund) genauso wie das regelmäßige Mittagessen, sowie der Mittagsschlaf des kleinen Monsieurs.
Damit hätte zumindest eine der Fragen beantwortet, die oft im meinem Kopf umher geistern: Wie lange dauert es, bis sich in einer neuen Situation ein sogenannter Alltag einschleicht? Tja, nur gedacht habe ich bei dieser Frage immer an ein ‘neues Leben’ im Ausland, nicht an ein Virus. Wie auch immer. Die Antwort lautet auf jeden Fall schnell. Zu schnell?
Naja, zur Zeit ist ja nicht viel Anderes möglich. Nichts ‘Von Außen zugeführtes’ (Restaurantbesuche, Spielplatzbesuche, Ausflüge, Reisen etc.), was Abwechslung schafft. Vor allem nicht mit Kindern. Deshalb muss man sich kleine Highlights für zu Hause schaffen. Und da braucht man gar nicht großartig kreativ werden. Wir haben zum Beispiel eine Liste erstellt, mit Dingen, die wir alle gerne tun möchten. Und die reicht von banalen Dingen wie Fensterputzen (was man ja auch nicht jeden Tag macht und bis dato auch noch nicht gemacht wurde) bis hin zu etwas außergewöhnlichen Dingen wie ein Frühstückspicknick im Wohnzimmer.
Madame und Monsieur gefällts. Vor allem die viele Zeit und Aufmerksamkeit, die sie gerade vom Herrn und mir bekommen. Und auch die erhöhte Serienschauzeit findet großen Anklang (Manchmal verschafft uns das nämlich ganz gut Luft zum Atmen). Allerdings gehen den beiden ihre Freunde schon sehr ab. Monsieur wird dabei ganz melancholisch. Auch Madame wird sentimental, wenn sie die Gedanken an den Kindergarten überkommen. Immer nur mit Monsieur, dem Herrn und mir ist halt auch nichts.
Auch ich komme zu Dingen, zu denen ich sonst kaum komme. Mache mehr Sport als sonst, lege viel auf und stehe gefühlt dauerhaft in der Küche um zu kochen oder zu backen. Habe ich ich früher oft über die fehlende Zeit dafür beschwert, ist es mir an manchen Tagen fast zu viel davon. Die Kinder sind gefühlt dauer-hungrig. Ich auch.
Auch wenn die Situation für jeden von uns auch viel Positives mitbringt, fangen mich manchmal meine Gedanken. Mit jeder neuen beschlossenen Maßnahme unserer Regierung fühle ich mich ein kleines Stück mehr eingesperrt. Ein kleines Stück mehr meiner Freiheit beraubt. Ich verstehe, dass man nichts unversucht lassen möchte, dieses Virus zu bekämpfen, dennoch möchte ich manchmal dagegen rebellieren. Manchmal möchte ich als Mutter mit zwei Kindern in einer Wohnung ohne Balkon einfach verstanden werden. Einfach eine Perspektive bekommen.. Das ist alles.
Gut, dass diese ‘schwachen’ Momente nicht den Großteil meines Tages bestimmen. Wäre schön schade, um die verlorene Zeit. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf wenn wir uns draußen wieder frei bewegen dürfen, ohne gleich Angst zu bekommen und sich die Frage stellen zu müssen, ob man ja alles richtig macht. Ob man sich eh nicht falsch verhält. Und eines ist gewiss: Diese Zeit wird kommen. Und sie wird schön sein. Bis dahin gilt es das beste aus der Situation zu machen!
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