Besitz belastet
Vor kurzem ist es mich mal wieder überkommen: Die große Räum-und Ausmistwut. Zugegeben – allzu oft lässt sie sich nicht blicken, wenn sie sich aber ein Stelldichein gibt, dann wird sie genutzt. Und wie. Von alten Sonnenbrillen über Schuhe, Taschen und meine Kleidung bis hin zu zu klein gewordener Kinderkleidung – alles kommt weg.
Theoretisch. Denn in der Praxis ist das Gegenteil der Fall. Leider. Ich neige nämlich dazu mich bei vielen Dingen (auch bei den kaputten) in Erinnerungen zu verlieren. Vor allem bei Schätzen, die ich aus den tiefsten Tiefen der Schränke und Kommodenladen hervorzaubere. Dinge, die nahezu in Vergessenheit geraten sind und ohne die ich bis dato wunderbar leben konnte, die erleben geradezu einen zweiten Frühling. Und machen es mir so besonders schwer meiner Ausmistwut voll und ganz nachzukommen.
Ganz besonders betroffen ist davon zu klein gewordene Kleidung von Madame und Monsieur. Da fährt das Erinnerungskarussell in meinen Gedanken ein paar extra Runden. Der erste Schritt, der erste Geburtstag, der erste Streit… – mir fällt zu so gut wie jedem Teil eine besondere Geschichte ein. Und wenn es sich dabei nur ein Eis dreht, welches sich vor Jahren auf dem T-Shirt breit gemacht hat.
Ich würde an dieser Stelle nicht behaupten, dass die beiden übermäßig viele Sachen zum Anziehen haben und hatten, und meistens wurde es auch ausgereizt – das heißt so lange getragen, bis es entweder zu klein oder aus diversen anderen Gründen untragbar geworden ist. Aber selbst wenn letzterer Fall eingetreten ist, kann ich mich einfach nicht davon trennen. Wer sieht denn schon das große Loch in der Hose, wenn doch am übrigen Stoff so viele Geschichten hängen? Ganz genau: Ich nicht.
Besonders bei den Mädchensachen fällt es mir noch einmal um eine Ecke schwerer. Ob es daran liegt, dass Madame die Erstgeborene, oder doch daran, dass Kleider oft viel detailreicher sind als Hosen und T-Shirts? Ich kann es nicht sagen. Ich könnte tatsächlich stundenlang sitzen, an längst Vergangenem festhalten, um die Teile dann erst wieder in einer anderen Kiste zu verstauen.
So schön dieses ‘in den Erinnerungen schwelgen’ auch sein mag – Fakt ist Besitz belastet. Denn mit den Monaten und Jahren wird er natürlich nicht weniger. Sondern mehr. Logisch. Wenn man nach den vollgestopften Kisten gehen mag, die sich auf unseren Kästen türmen, dann würde man sogar meinen dieses Wachstum steigt exponentiell.
Was also tun?
Was meine Dinge angeht, so ist die Sache ja eigentlich einfach: Da wird ausnahmslos alles (was nicht kaputt ist) in meinem alten Kinderzimmer gelagert (sehr zur Freude meiner Eltern). Denn was, wenn die Sachen doch tatsächlich noch einmal in Mode kommen? Wenn meine Mama zum Beispiel ihre gesamte Garderobe von früher weggeworfen hätte, dann wäre meine eigene jetzt um einige tolle Stücke ärmer.
Was mit den Kindersachen passieren soll, tja da bin ich leider noch auf keinen grünen Zweig gekommen. Da im näheren Umfeld nicht wirklich Kinder in Sicht sind und Madame und Monsieur in Zukunft auch nicht kleiner werden, hilft wohl nur eines: Die Dinge bis auf die absoluten Lieblingsdinge, die an Madame und Monsieur mal weitergegeben werden sollen (Ich hab mich sehr über die Sachen gefreut, die meine Mama für mich aufbehalten hat) auszusortieren und anderswo zu verschenken. Nur wo zieht man da die Grenze?
Fest steht auf jeden, dass ich in nächster Zeit wohl etwas meiner Zeit investieren muss, um diese bereits aussortierten Sachen zu sichten und vielleicht so zu sortieren, dass ich wirklich nur die allerliebsten Dinge behalte. Wünscht mir Glück, drückt mir die Daumen, dass danach nicht noch mehr Zeug herum liegt, als eh schon da ist. Denn wenn eines stimmt, dann ist es wohl dieser Satz: Besitz belastet.
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