Der Sprung ins kalte Wasser
Und dann ist es auf einmal so weit. Nach gut einem Jahr üben und träumen und noch mehr üben, haben meine Schwester und ich heute unseren ersten DJ-Gig. Den ersten richtigen (Denn vor Freunden durften wir ja schon das ein oder andere Mal auflegen). Man könnte auch sagen: Unseren ersten Sprung ins kalte Wasser. Wie auch immer: Endlich haben sich die vielen Nachtschichten ausgezahlt.
Wie manche vielleicht wissen, haben ich und meine Schwester nämlich vor einem Jahr recht spontan beschlossen uns an die Verwirklichung von einem unserer Träume zu wagen und gemeinsam das DJing auszuprobieren. Tja, die Leidenschaft ist groß. Der Spaß riesig. Fast größer als anfangs gedacht. Und genau aus diesem Grund wird das ‘Projekt’ gerne von uns weiter verfolgt und die langen Abende gerne in Kauf genommen (Hier habe ich übrigens schon einmal über unser Projekt ‘Lisana’ geschrieben).
Meine Nervosität im Vorfeld hält sich erstaunlicherweise noch in Grenzen. Die Betonung liegt hier auf noch. Gut, es ist zwar erst der Vortag aber ich kenne mich. Habe ich doch meist schon ein paar Tage im Voraus zumindest ein nervöses Kribbeln im Bauch. Zumindest eine kleine Gefühlsregung ist immer da. Kann es tatsächlich sein, dass ich mittlerweile so cool, richtig abgebrüht geworden bin?
Tja, leider nein. Denn am nächsten Tag trifft es mich umso härter. Schon in der Früh bin ich vor dem Wecker wach. Recht untypisch für mich – Ich bin zwar gerne Frühaufsteherin, brauche aber dennoch mindestens ein bis zwei Schlummer-Modus Durchgänge um tatsächlich aus dem Bett zu kommen. Ganz anders heute. Ich bin richtig aufgeregt. Das Kribbeln im Bauch gleicht einem ganzen Hornisssenschwarm. Das kann noch was werden.
Ganz egal wie ich mich versuche abzulenken, das Gefühl geht nicht weg. Ganz im Gegenteil sogar. Je näher der Gig kommt, desto schlimmer ist es. Vor allem nach der Arbeit wird mir erst so richtig bewusst: Jetzt wird es tatsächlich ernst – es gibt so gut wie kein Zurück mehr.
Da das geklärt ist, sollte ich mich wichtigeren Dingen widmen: Allen voran der Frage: Was ziehe ich überhaupt an? Dennoch sollte es diesmal etwas durchdachter sein. Kleid oder Hose? Hose oder Kleid? In Schwarz oder doch in Farbe? Fragen, über die ich mir sonst eigentlich kaum Gedanken mache – Ich bin normal recht schnell im Auswählen – sind auf einmal mehr als präsent. Ich kann mich einfach nicht entscheiden.
Da klingelt es auf einmal an der Tür. Meine Schwester ist da. Also schlüpfe ich schnell in ein schwarzes Kleid. Darin fühle ich mich wohl und das wohl Wichtigste: Man sieht keine unangenehmen Schweißflecken (man muss wissen, dass ich in Stresssituationen des Öfteren zum Schwitzen neige und das dann noch mehr Stress in mir verursacht). Bewegungsfreiheit ist auch gegeben. Also eigentlich perfekt. Keine Ahnung warum ich mir da jetzt so lange Gedanken drüber gemacht habe.
Wie auch immer. Jetzt muss es sowieso schnell gehen. Aber davor muss noch das ganze Equipment ins Auto eingeladen werden. Boxen, Stative, Controller, Kopfhörer, USB-Stick und das wohl Wichtigste: Die dazugehörigen Kabel. Denn ohne Kabel keine Musik. Und das wäre fatal. Ich vergewissere mich nicht nur einmal, ob auch wirklich alles dabei ist… Vor lauter Anstrengung (Das Zeug ist doch ganz schön schwer), vergesse ich zum ersten Mal am heutigen Tag meine anhaltende Nervosität… Was für ein gutes Gefühl. Ähnlich wie Freiheit. Daran könnte ich mich fast wieder gewöhnen.
Fast. Denn als ich und meine Schwester wieder im Auto sitzen ist es schlimmer als zuvor. Ich hätte selbst nicht für möglich gehalten dass dieser Zustand noch eine Steigerungsstufe parat hält.
Gehen gemeinsam alle möglichen Exit Strategien durch. Was wäre wenn wir einfach weiter fahren. Uns irgendwo absetzen und nie mehr von uns hören lassen? Tja, in der Theorie lustig durchzudenken. In der Praxis genau gar nicht unsere Art. Sind ja schließlich wir beide gewesen, die sich dazu entschlossen und zugesagt haben. Und zugesagt ist nun einmal zugesagt. Und ewig wollen wir ja auch nicht in unseren Wohnzimmern versumpern und üben. Also Augen zu und durch.
Doch bevor es tatsächlich los geht wartet noch einiges an Arbeit auf uns: Da sich unser Equipment leider nicht von selbst aus dem Auto wieder auslädt und aufbaut, müssen wir selbst Hand anlegen. Heißt also noch einmal schleppen deluxe. Zugegeben, das ist schweißtreibender als gedacht. Ich fühle mich schon jetzt so als wäre ich stundenlang im Fitnessstudio gewesen. Hut ab vor all jenen, die so etwas regelmäßig machen. Und in Anbetracht der Anstrengung muss ich anmerken wie froh ich doch bin, mich für das schwarze Kleid entschieden zu haben.
Wir sind gut in der Zeit. Okay, wir sind fast zu gut in der Zeit. Es steht alles und es kommen auch Töne aus den Boxen. Heißt also, dass wir alles richtig angeschlossen haben. Eigentlich selbstverständlich, allerdings unter Stress auch wieder nicht. Einmal etwas falsch angesteckt und wir haben den Salat. Man weiß ja nie.
Mir fällt auf jeden Fall eine riesen Last von meinen Schultern. Jetzt muss das Event nur noch offiziell starten und dann gehts auch schon los. Wir starten den ersten Track. Dann den zweiten…Den dritten und ehe wir uns versehen sind wir auch schon mitten drinnen. Das Feedback der Gäste ist positiv und letztlich ist es nur noch der Spaß, der überwiegt. Keine Spur mehr von Nervosität. Der Sprung ins kalte Wasser ist also gelungen.
So oft wie in den vergangenen Monaten bin ich noch nie ins kalte Wasser gesprungen. Auch wenn das Gefühl der Nervosität im Vorfeld kein allzu schönes ist, waren das jedes Mal ganz besondere Erfahrungen, die ich im Nachhinein auf keinen Fall missen möchte.
Um seine Träume zu verwirklichen muss man raus aus der Komfortzone. Etwas tun und nicht nur herumsitzen und darauf warten bis etwas passiert. Über Grenzen gehen, deren Überquerung man im Vorhinein nicht für möglich gehalten hätte.
Ich bin fasziniert, wo mich und meine Schwester diese Reise mit ‘Lisana’ schon hingebracht hat. Und mehr als gespannt wohin uns diese noch hinbringen wird!
Falls jemand von euch uns auf dieser Reise ein kleines Stück begleiten möchte, der kann das gerne hier tun:
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