Kindergartenkind hoch zwei
Kindergartenkind, Substantiv, Neutrum [das] – Kind, das in den Kindergarten geht.
Oder auch: Unser kleiner Monsieur seit ein paar Wochen. Man glaubt es kaum, aber Monsieur ist tatsächlich schon ein Kindergartenkind (Wo ist denn nur die Zeit geblieben?). Nun ist er auch ein Großer, ganz so wie er schon immer sein wollte.
Nach zwei Jahren Tagesmutter haben wir uns nun dazu entschieden, ihn mit seinen zarten drei Jahren in den Kindergarten zu geben. Einerseits, weil er seit dem täglichen Abholen von Madame unbedingt hin wollte. Andererseits, weil er so noch ein Jahr gemeinsam mit seiner Schwester verbringen darf, bevor es für sie nächstes Jahr mit dem Abenteuer Schule losgeht. Klingt einleuchtend. Oder?
Wobei ganz so einfach wie sich das hier liest, ist mir diese Entscheidung gar nicht gefallen. Ich bin nämlich anfangs ganz schön hin und her gerissen. Denn zwischen einem ‘wann wird er endlich groß?’ und dem ‘er ist ja schon noch klein’ liegt nur ein schmaler Grat. Immer wieder stelle ich mir die Frage ob er wirklich schon so weit ist (was wohl daran liegt, dass ich mir manchmal schwer tue los zu lassen)? Madame hat schließlich auch erst mit vier Jahren begonnen in den Kindergarten zu gehen. Genau aus dem selben Grund wie oben. Stichwort gemeinsame Zeit mit ihrem Bruder bei der Tagesmutter.
Wie auch immer. Die Entscheidung steht fest. Der Platz bei unserer geliebten Tagesmutter ist aufgegeben. Der Platz im Kindergarten zugesagt. Und Monsieur freut sich riesig. Genau so wie Madame, die es kaum noch erwarten kann ihrem Bruder alles zu zeigen.
Tja, besagter erster Tag ist da und ich bin wieder einmal aufgeregter als die beiden. Eh schon wissen. Wie ein nervöses Huhn laufe ich in der Wohnung herum. Haben wir ja alles dabei (wobei diesmal weiß ich schon, dass es kein Drama ist Dinge nachzubringen)? Auf der Fahrt zum Kindergarten steht Monsieur die Freude richtig ins Gesicht geschrieben. Doch nicht nur ihm. Madame sitzt daneben und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Endlich können sie auch tagsüber wieder gemeinsam spielen.
Das mit dem Eingewöhnen läuft dieses Mal anders. Ganz anders. Während wir Madame die ersten Tage noch im Kindergarten begleitet haben, lassen wir Monsieur am ersten Tag schon bis kurz vor dem Mittagessen alleine dort. Und das gelingt wunderbar. Große Schwester sei Dank. Auch ich bin schon um einiges abgebrühter und es fällt mir leichter ihn los zu lassen, weiß ich doch, dass er hier in besten Händen ist. Auch am zweiten, dritten, vierten… Tag bis dato gibt es nichts zu beanstanden. Außer vielleicht von Madame.
Denn die ist tatsächlich eine riesen Hilfe. Kümmert sich wahnsinnig lieb um ihren Bruder. Nimmt ihn bei der Hand. Zeigt ihm alles. Regelt Dinge für ihn und verteidigt ihn wie eine Löwin. Ganz so, dass sie dabei total auf sich selbst vergisst. Ihre eigenen Bedürfnisse komplett hinten anstellt. Wahnsinn.
Und für uns ist es wieder einmal spannend zu beobachten wie Monsieur tickt. Nämlich ganz anders als seine große Schwester. Während sie mit Vergnügen Hals über Kopf ins kalte Wasser springt, braucht er Zeit. Zeit um sich langsam an alles heranzutasten. Sich langsam an neue Gegebenheiten zu gewöhnen.
Auch wenn Monsieur ein zusätzliches Jahr bei der Tagesmutter sicher nicht geschadet hätte, war es für uns alle die richtige Entscheidung ihn heuer schon in den Kindergarten zu geben. Schon alleine, um dieses eine Jahr gemeinsam mit Madame zu haben. Jetzt, nach einem Monat hat er sich schon so gut eingelebt, dass er sogar schon ein paar Mal etwas auf eigene Faust gemacht hat. Mittagessen zum Beispiel. Oder mit dem Spielzeug spielen, mit dem Madame sonst nichts anzufangen weiß. Und auch Madame hat wieder etwas mehr Luft zum Atmen. Zum einfach wieder nur sie selbst Sein.
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