Alltagstrott
Und dann ist er auf einmal da. Der Alltag. Still und heimlich hat er sich eingeschlichen. Und das ohne vorher Bescheid zu geben.
Schon in der Früh beginnt dieser sogenannte Alltag. Der Spaß, der so gut wie immer gleich abläuft. Zumindest unter der Woche. Da geht Madame nämlich zur Tagesmutter. Und das bedarf gewissen Vorbereitungen: Heißt soviel wie ich hüpfe aus dem Bett und mache mich fertig. Während alle anderen noch schlafen. Also Madame und Monsieur versteht sich. Der Herr hat nämlich zu dem Zeitpunkt meistens schon still und heimlich die Wohnung verlassen. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Kinder wecken. Kinder anziehen. Den Kindern Frühstück richten (denn ohne Frühstück kommt mir selten wer aus dem Haus). Kinder ausgehfertig machen. Das Haus verlassen. In die nächste Straßenbahn. Und Madame bei der Tagesmutter abliefern.
Das alles oft in Rekordtempo. Zeit zum Verschnaufen bleibt da kaum. Denn zu spät kommen, das mag ich nicht so gerne. Eigentlich so ganz und gar nicht. Allerdings muss man hier wissen, dass dieses ‚Zuspätkommen‘ nur in meinem Kopf statt findet. Madame kann nämlich kommen, wann immer sie will. Aber trotzdem. Irgendwie hat sich so eine fixe Zeit eingependelt. Und die einmal nicht einzuhalten. Das geht nun einmal gar nicht. Also für mich.
Danach geht der Alltag weiter. Gemeinsam spaziere ich mit Monsieur nach Hause. Spazieren deswegen, um erstens zu Bewegung zu kommen. Und zweitens – mein eigentlicher Plan – um Monsieur zum Einschlafen zu bewegen. Denn das ist seine Zeit. Und so bleibt mir dann auch Zeit. Zeit, um den Haushalt zu attackieren. Aufzuräumen und oder Wäsche zu waschen. Je nachdem. Wenn Zeit bleibt, dann schnappe ich mir noch einen schnellen Kaffee. Und genieße.
Wenn Monsieur aus seinem Schönheitsschlaf erwacht, dann dreht sich wieder alles nur um ihn. Logisch. Zählt er doch zu meinen Lebensmittelpunkten dazu. Es wird also gegessen, gewickelt, gekuschelt und gespielt. Mal in der, mal in anderer Reihenfolge. Ganz wie es dem jungen Mann beliebt.
Doch wer glaubt, dass das dann schon alles ist, der hat falsch gedacht. Hundert Dinge befinden sich noch auf meiner To-Do Liste. Hunderte von Dingen die abgehakt gehören. Einkaufen zum Beispiel. Denn unser Kühlschrank, der hat ja auch Hunger. Also heißt es noch einmal anziehen und raus ins Getümmel. Und das am Besten bevor Madame wieder abgeholt wird.
Und ehe wir uns versehen ist es dann schon wieder Zeit. Zeit um Madame zu holen. Und den Nachmittag mit ihr ausklingen lassen. Etwas zu kochen. Und zu warten bis der Herr wieder von der Arbeit kommt.
Wenn ich das hier so lese, dann klingt das ganz schön langweilig. Zu langweilig. Denn genau dieses ‚langweilig‘ ist das, was ich nie wollte. Da möchte man meinen, man hat alle Zeit der Welt um Abenteuer zu erleben, um den Haushalt Haushalt sein zu lassen. Und dann macht doch immer das Selbe. Aber wie sagt man so schön? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Oder so ähnlich. Aber dass es mich auch einmal so treffen würde… Also ich hätte es mir nicht gedacht.
Also habe ich für mich den Entschluss gefasst, diesen Alltagstrott in Angriff zu nehmen und zu bekämpfen. Ganz nach dem Motto ‚Besser spät als nie‘ (meine Karenzzeit endet nämlich bald). Denn wenn nicht jetzt wann soll ich dann gemeinsam mit den Kindern Abenteuer erleben. Unabhängig von Zeit und Ort? Und wer weiß – vielleicht ergibt sich ja schon bald etwas? Vielleicht ja schon morgen?
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