Schlaflos durch die Nacht
Doch (wie fast immer) geht mein Plan nicht auf. Schnell einmal stillen ist nicht – der kleine Herr ist nämlich ein ganz bequemer. Kein typischer Jäger, wie man Männern so nachsagt. Ganz im Gegenteil: Er lässt sich gerne bedienen. Sehr gerne. Was soviel heißt wie Brust in den Mund stopfen und hoffen, dass er im richtigen Moment zuschnappt und zu saugen beginnt. Das kann manchmal ganz schön dauern. Hier ist Geduld gefragt. Mühsam, wenn man bedenkt, dass es erstens finster ist und zweitens ich am liebsten weiter schlafen möchte. Aber hilft ja alles nichts. Wir werden das schon noch hinbekommen.
Doch mit dem Stillen ist es nicht getan. Denn nach dem Trinken geht es weiter. Sobald der kleine Monsieur wieder in seinem Bettchen liegt, geht es von vorne los. Die Schmatzgeräusche sind wieder da. Kann doch nicht sein, denke ich mir und versuche sie zu ignorieren. Vorerst. Aber vielleicht hilft es ihm ja um wieder in den Schlaf zu finden. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und für alles andere bin ich zu müde. Viel zu müde. Doch nichts da. Nach einiger Zeit gesellt sich zu dem Schmatzen ein Schreien. Das immer lauter wird. Lauter und Lauter. Ignorieren ist nicht mehr drinnen.
Ein kurzer Blick zu meiner Linken: Der Herr schläft tief und fest. Also liegt es wieder einmal an mir der Ursache auf den Grund zu gehen. Müde stecke ich ihm seinen Schnuller in den Mund. Vielleicht will er nur saugen. Doch leider – der Schnuller interessiert ihn kein bisschen. Genau so wenig wie seine Kuschelwindel, die ich ihm an seinen Kopf lege. Was hat er denn, frage ich mich fast schon ein bisschen verzweifelt. Bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt: Kann es tatsächlich sein, dass er noch Hunger hat? Ja kann es. Die Zeichen sind unübersehbar. Das Spiel geht also wieder los. Also wieder alles auf Anfang.
Genüsslich trinkt der kleine Monsieur. Weiter. Und weiter. Und weiter. Wie die kleine Raupe Nimmersatt. Bis er schlussendlich satt und zufrieden an meiner Brust einschläft. Jetzt kann auch meiner Nachtruhe nichts mehr im Wege stehen. Sicherheitshalber warte ich noch ein paar Minuten, ehe ich ihn wieder in sein Bett umsiedle. Doch sobald ich ihm den Rücken zukehre, fängt er schon wieder an. Und beschwert sich. Lautstark. Was hat er denn jetzt schon wieder, denke ich mir innerlich fluchend. Hunger kann ich definitiv ausschließen. Ich habe keine großartige Lust ihn wickeln zu gehen, also beschließe ich den Herrn aufzuwecken. Vielleicht erbarmt er sich ja.
Gedacht getan – der Herr ist wach. Oder so gut wie. Schlaftrunken fordert er mich auf, ihm den kleinen Wutz rüber zu geben. Damit er ein bisschen kuscheln kann, bevor er mit ihm ins Badezimmer geht. Und siehe da – die Ruhe ist auf einen Schlag zurück. Und das ohne ihn erst wickeln zu müssen. Der kleine Mann ist nämlich eingeschlafen. Einfach so. Auf der Brust seines Papas.
Seitdem mir das bewusst geworden ist, schläft der kleine Mann viel besser. Mal in Mamas Nähe. Mal in Papas Nähe. Mal in seinem eigenen Bettchen. Ganz so wie er gerade mag. Und nicht wie ich ihm aufzwingen will.
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