Gechichten aus dem Krankenlager
Es ist Mittwoch. Mitten in der Nacht. Vielleicht ist es auch schon Donnerstag – ich bin mir nicht sicher – als sich eine kleine Madame in ihrem Zimmer bemerkbar macht. Durch lautes Rufen. Wie immer. Doch irgend etwas ist heute anders. Anders als sonst. Bei Madame’s Rufen ist etwas heraus zu hören. Ich bin mir nur nicht sicher was es ist.
Egal. Müde schleppe ich mich in ihr Zimmer, um die kleine Maus ins große Bett mit zunehmen. Ins Bett vom Herrn und mir. Wie so oft, die letzten Tage, aber hier schläft sichs scheinbar besser. Passt schon so, denke ich mir müde, und schlafe prompt wieder ein… Um nach ein paar Minuten wieder geweckt zu werden. So habe ich mir das definitiv nicht vorgestellt. Laute „Nein, nein, nein“ Rufe stören meinen Schlaf. Und dann passiert es auch. Ganz plötzlich – Madame entledigt sich ihres Abendessens. Und das direkt auf dem Kopfpolster vom Herrn. Na bravo.
Mit einem Schlag sind der Herr und ich wach. Und Madame sitzt im Bett und ist fest davon überzeugt etwas ausgeschüttet zu haben. Ich muss mir ein Lachen fast verkneifen. So arm, die Maus und irgendwie lieb zu gleich. Aber woher soll sie auch wissen, wie es ihr hier geschieht? Jetzt muss alles schnell gehen. So kann es nicht bleiben. Der Herr springt mit Madame ins Bad, um sie umzuziehen, während ich im Schlafzimmer zu retten versuche was noch zu retten ist. Was so viel heißt wie: Polster abziehen, Decke umdrehen und wieder zurück in den Schlaf.
Die nächsten Tage scheint alles wieder gut zu sein. Madame ist zwar müde, hat kaum Appetit, aber das was sie isst, bleibt dort wo es sein soll. Zum Glück. Ich bin schon Siegessicher. Bin fest davon überzeugt den Virus überstanden zu haben. Solange, bis es auf einmal mich erwischtbei. Mitten aus dem Nichts.
Ich kann Madame nachvollziehen. Möchte auch am liebsten weinen. Ich fühle mich so hilflos. Ganz beherrscht von diesem Virus. Ich bin alleine. Mit Madame. Der Herr ist nicht da. Ich schaffe es kaum, mich um Madame zu kümmern. Neben Bauchschmerzen bin ich geplagt von schlechtem Gewissen. Ich bin regelrecht froh, dass Madame auch noch nicht ganz fit ist und richtig früh (für ihre Verhältnisse) einschläft. So dass ich ungestört dahin vegetieren kann. Und mir niemand den Weg zwischen Bett und WC versperrt.
Ich bin so froh, als der Herr am Abend zu uns stößt und sich liebevoll um uns kümmert. Besuch in der Nachtapotheke inklusive – wir haben nämlich nicht einmal Desinfektionsmittel zu Hause. Ich fühle mich gleich ein Stückchen besser. Nicht mehr so alleine. Nicht mehr so überfordert. Wie schaffen das Alleinerziehende bloß?
Am nächsten Tag gehts mir besser. Kein Keramikgottumarmen mehr und das erste Essen bleibt auch drinnen. Ich bin ’nur‘ müde. Das aber so richtig. Ich möchte mein Bett kaum verlassen. Da trifft es sich gut, dass Madame auch noch nicht zu hundert Prozent fit ist. So können wir den Tag gemeinsam im Bett verbringen, denn der Herr hat leider sehr wichtige Termine. Das Gröbste dürfte überstanden sein.
Denkste. Als nächstes ist der Herr dran. Und das trotz rigoroser Vorsichtsmaßnahmen mit Desinfektion der gesamten Wohnung und Übernachten im Wohnzimmer… Tja. Hat alles nichts gebracht. Scheinbar. Mittlerweile hat der Virus sogar alle erwischt. Inklusive Oma, Opa und Tante. Wahnsinn wie ansteckend so ein „harmloser“ Virus doch sein kann…
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